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Aus der Sektion Kataklysmische Sterne:
Aktivitäten zwischen Januar und April 2005

Thorsten Lange, Bovenden

In den drei Monaten des Berichtszeitraums ereigneten sich mit den Ausbrüchen von DO Dra und 1RXS J053234.9+624755 mehrere interessante Ereignisse. Dazu kamen drei Novae, die aber allesamt ungünstig für deutsche Beobachter positioniert waren.

V2361 Cyg = Nova 2005 Cyg

Hideo Nishimura (Kakegawa, Shizuoka-ken, Japan) entdeckte die erste Nova dieses Jahres am Abend des 10.Februar (IAUC 8483). Zu diesem Zeitpunkt betrug die Helligkeit 9.7 mag. In der folgenden Nacht wurde bei 8.9 mag das Maximum erreicht. Der Stern wurde aufgrund der ungünstigen Position bei 20h09m19.05s +39°48'52.9'' (JD 2000.0) kaum verfolgt. Die Helligkeit fiel schnell wieder ab und lag acht Tage nach der Entdeckung bei 12.8 mag.

Als einzigem BAV Mitglied gelang Wolfgang Renz eine Beobachtung.

DO Dra

Am 12. März zeigte dieser Stern seinen ersten Ausbruch seit Januar 2004 und behält damit ungefähr seinen Jahresrhythmus bei. Leider betrug die Dauer des Ausbruchs erneut nur wenige Tage, am Morgen des 14. März wurden bereits wieder 12 mag unterschritten, 24 Stunden später auch 14 mag. Eine ähnliche Dauer konnte vor einem Jahr beobachtet werden, während die vier vorangegangenen Ausbrüche jeweils etwa fünf Tage lang heller als 12 mag waren.

Trotz umgehender Alarmierung über die BAV Mailingliste gelang aus der BAV lediglich Wolfgang Kriebel eine positive Beobachtung.

1RXS J053234.9+624755

Dieser kataklysmische Stern im Sternbild Camelopardalis (Giraffe) wurde vor einiger Zeit vom BAV-Mitglied Klaus Bernhard, Linz, entdeckt. Die Koordinaten lauten 05h32m33.87s +62°47'52.1'' (JD 2000.0). Bei Helligkeitsmeldungen sollte bitte die Designation 0523+62 und der Name RXJ053234 verwendet werden.

Diese Aufsuchkarte stammt von Mike Simonsen:
Aufsuchkarte fuer 1RXS J053234.9+624755

Am Abend des 16.März beobachtete Wolfgang Kriebel um 19.25 UT eine Helligkeit von 12.0 mag und verfaßte umgehend eine Alarm-Meldung an das CVNet und an die AAVSO. Fast zeitgleich beobachteten Joachim Pietz (19.25 UT, 12.5 mag), Patrick Schmeer (19.39 UT, 11.9 mag) und Wolfgang Renz (19.45 UT, 12.0 mag). Die ersten internationalen Beobachtungen folgten erst später. Herzlichen Glückwunsch allen (aktuellen und ehemaligen) Vereinsmitgliedern zu dieser BAV-Entdeckung! Eine Würdigung erhielten die BAV Beobachter durch den IBVS 5620 unter http://www.konkoly.hu/cgi-bin/IBVS?5620.

Tonny Vanmunster (CBA Belgium Observatory) konnte in der frühen Ausbruchsphase Superbuckel mit einer Amplitude von 0.2 mag und einer Periode von 0.0574 ± 0.0010 Tagen nachweisen. Jeremy Shears beobachtete den Stern ebenfalls in der frühen Phase und vermerkte eine Amplitude von 0.3 mag und eine Periode von 0.0561 Tagen. Jochen Pietz sah eine Periode von 0.05697 Tagen und eine Amplitude von 0.18 mag (siehe Abbildung 1). Bei späteren Messungen am 23./24. März sah Vanmunster eine geringere Amplitude der Superbuckel von 0.09 mag. Die über die gesamte Beobachtungsdauer ermittelte Periode betrug 0.0571 ± 0.0002 Tage. Der Typ sollte demnach ein sehr kurzperiodischer UGSU-Stern sein.

In den Tagen ab Ende März änderte sich die Lichtkurve: Es traten jetzt Flares auf, die bis zu 40 Minuten andauerten und eine Amplitude von 0.6 mag erreichten. Die Helligkeit bewegte sich dabei im Bereich von 14-15 mag.

Abbildung 1: Hochaufgelöste Lichtkurve von 1RXS J053234.9+624755 am 20. März, aufgenommen durch Jochen Pietz.

Wie in der Lichtkurve in Abbildung 2 zu erkennen ist, ereignete sich in der zweiten Nacht nach dem Ausbruch ein Helligkeitsabfall auf 12.5-12.8 mag. Anschließend stieg die Helligkeit noch einmal höher als während der ersten Ausbruchsphase. Dies läßt sich interpretieren als eine Abfolge von einem normalen Ausbruch und einem direkt anschließenden Superausbruch, der von dem normalen Ausbruch angestoßen worden war.

Abbildung 2: Lichtkurve des Ausbruchs von 1RXS J053234.9+624755 mit Beobachtungen aus dem CVNet, der AAVSO und durch die BAV Mitglieder Wolfgang Kriebel (8), Jochen Pietz (5) und Wolfgang Renz (2).

SS Cyg

Dieser bekannte und viel beobachtete Kataklysmische ist zuletzt im Rundbrief 4/2002 gewürdigt worden. Im vergangenen Jahr zeigte der Stern zahlreiche kurze und dunkle Ausbrüche, nämlich 7 gegenüber nur 4 langen und hellen Ausbrüchen, die normalerweise überwiegen (Abb. 3).

Abbildung: SS Cyg zwischen Januar 2004 und März 2005 aus Sicht des VSNET, CVNet und der BAV Mitglieder Dietmar Augart (33), Peter Enskonatus (46), Günther Krisch (84), Thorsten Lange (9), Wolfgang Renz (10), Frank Vohla (61) und Christoph Windisch (5).

Nova 2005 Nor = V382 Nor

William (Bill) Liller entdeckte den neuen Stern am 18. März an der Position 16h19m45.67s -51°36'07.2'' (JD 2000.0) und auch auf einer älteren Aufnahme vom 13. März. Die Helligkeiten im Roten betrugen 8.9 mag bzw. 9.4 mag. Am 9. März war der Stern auf zwei Aufnahmen nicht heller als 11 mag.

Nova 2005 Sgr = V5115 Sgr

S. Nakano (Sumoto, Japan) entdeckte einen neuen Stern mit 8.7 mag am 28. März an den Koordinaten 18h16m58.96s -25°56'38.9'' (JD 2000.0) (IAUC 8500 und 8501). Erste Spektren zeigten eindeutig eine Nova. Nur weniger Tage zuvor war auf ASAS-3-Bildern kein Objekt zu sehen. Zwei Tage nach der Entdeckung war die Helligkeit auf 7.7 mag weiter angestiegen.