Rundbrief 2/2000

Meine 43 Jahre mit der BAV

- ein fast fünfzigjähriges Miterleben zum Jubiläum der BAV

Zur Zeit von Buddy Holly mit Peggy Sue und Oh boy geriet ich als damals 16jähriger unter die Veränderlichenbeobachter an der Wilhelm-Foerster-Sternwarte. Mein erstes Minimum an dem Bedeckungsveränderlichen Z Vul beobachtete ich alleine mit dem 5" Kometensucher auf der Plattform vor der Sternwarte am 5. August 1957. Es ist in den AN Astronomische Nachrichten (Sonderdruck mit dem Stempel: BAV Mitteilungen Nr. XII) mit JD. 2436056,488 veröffent- licht. Jetzt liegen wir bei rd. JD. 245600 und 15500 Tage später - schön einmal die Jahre in Tagen dargestellt zu sehen! Bei den BAV Mitteilungen haben wir nun Nr. 126. Mein noch vorhandenes, richtig geführtes Beobachtungsbuch datiert vom Dezember 1957. Vorher also auch bei mir die übliche Zettelwirtschaft eines Anfängers.

Die BAV als Veränderlichenbeobachter an der Wilhelm-Foerster-Sternwarte

Mein Veränderlichen-Ziehvater war Reinhard Rudolph, der als Student an der WFS Führungs- habender war und noch in der BAV ist. Wir beobachten alle interessanten Himmelsobjekte wie Mond (Aristarch), Mars und Jupiter mit Zeichnungen; aber vor allem alle Arten Veränder- licher. Mein Beobachtungsbuch sieht sehr gemischt aus mit einigen Mirasternen oder Eruptiven in der gleichen Spalte mit Bedeckungsveränderlichen. Für die Beobachtung nutzten wir die uns von der AAVSO geschenkten Karten, die man für den privaten Gebrauch abzeichnen musste. Es war üblich, der AAVSO die erzielten Schätzungen zu liefern. Hellere Veränderliche, zu denen keine Karten vorlagen, suchten wir mit dem Beyer-Graff auf (eine Ausgabe der BD mit nicht ganz so weit reichenden Sternen, aber in fast gleichem unhandlichen Format). Er stand uns im Beobachterraum der Sternwarte zur Verfügung.

Zumeist haben wir Bedeckungsveränderliche mit mehreren Beobachtern geschätzt, die nacheinander den gleichen Stern betrachteten. Eine schöne Gemeinschaftsarbeit! Die erfreuliche Zunahme der Beobachter verzeichnete in Berlin sieben Aktive; aber von den Gründungsmitgliedern aus 1950 war keiner mehr dabei. Insgesamt wurden Beobachtungen von 21 BAVern in der erwähnten BAV Mitteilung veröffentlicht, die die Jahre 1954 bis 1957 umfasste und 12 Berliner und neun Auswärtige auswies: H. Blasberg, Dresden, A. Dressler, Görlitz, H. Ganser, München, W. Junge, Görlitz, A. Kizilirmak, Heidelberg, J. Müller, Vancouver (Kanada), vormals Berlin, F. Peters, Offenleben/Helmstedt, E. Pohl, Heidelberg, H. Wiechell, Lübeck.

Die BAV stellte sich mir, wie auch jetzt noch für Interessenten in der von mir geleiteten Arbeitsgruppe Veränderliche an der Wilhelm-Foerster-Sternwarte üblich, durch den Rundbrief dar, der 1957 erstmals im heutigen Format mit vierteljährlich 12 bis 16 Seiten erschien, und auf dem Titelblatt erkennbar mit Unterstützung der Wilhelm-Foerster-Sternwarte e.V hergestellt wurde. Unter der Leitung von E. Pohl, Heidelberg und der Geschäftsführung von R.Rudolph, Berlin trat die Berliner Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne als Sammelstelle für Amateurbeobachtungen Veränderlicher Sterne in Deutschland auf.

Meine Beiträge zum BAV Rundbrief setzten erst im 9. Jahrgang 1960 ein. Im gleichen Heft konnte jetzt Dr. E. Pohl bereits stolz berichten, dass "niemals in der (10jährigen) Vergangen- heit eine deutsche Amateurvereinigung so erfolgreich auf dem Gebiet der Veränderlichen Sterne gearbeitet hat". 1958/59er Ergebnisse wurden von W. Quester und mir im gleichen Jahr von nur noch elf Beobachtern, zumeist aus Berlin veröffentlicht. W. Quester übernahm die BAV Geschäftsführung.

Die BAV e.V. - als eingetragener Verein

Doch so dünn blieb die BAV-Arbeit nicht. Neue, an der WFS engagierte Führungshabende wie P.B. Lehmann und R. Gizinski nahmen auch die Veränderlichenbeobachtung und die Ge- schicke der BAV mit neuer Richtung in die Hand: Anlässlich des 2. Veränderlichen-Collo- quiums der Fachastronomen in Bamberg im September 1962 fand die erste BAV Tagung statt.

Auf der Mitgliederversammlung am 13.10.1962 wurde in Berlin die noch heute fast unver- ändert gültige BAV-Satzung verabschiedet, welche die einem eingetragenen Verein entspre- chende Struktur eines Vorstandes aus drei Mitgliedern hat.

Dr. E. Pohl stand nicht als Kandidat zur Wahl zur Verfügung, da er sich als "wissenschaftlicher Leiter", wie es seinem Satzungsentwurf entsprach, nicht von Amateuren zum Vorsitzenden wählen lassen wollte. Er schied aus der BAV aus. Gewählt wurde der erste Vorstand der BAV als e.V. mit den Herren A. Jahn, Berlin, R. Rudolph, Wuppertal, P.B. Lehmann, Berlin.

Unsere eigene BAV Sternwarte entstand

In Berlin ergab sich fast zeitgleich der Umzug in die neu gebaute Wilhelm-Foerster-Sternwarte auf dem Insulaner. Dies führte zu einer verstärkten Nachfrage des Publikums und zu Schwie- rigkeiten im Umgang mit den Amateuren an der Sternwarte. Die Veränderlichenfreunde suchten und fanden im Süden Berlins einen neuen Standort für eine eigene Sternwarte. Wir bauten sie auf Pachtgelände an der Buckower Chausse im Sommer 1964. Im fertigen Gebäude fand am 20.12.1964 bereits eine Mitgliederversammlung statt. So gab es einen ausbaufähigen Standort für die Berliner BAVer.

Die bisherige Rundbrief-Finanzierung durch die WFS wechselte zu den Mitgliedsbeiträgen und den Erlösen aus neu zur Beobachtung herausgegebenen Arbeitsmitteln, die zuerst mehr Kosten verursachten als sie unmittelbar einbrachten. Diese Unterlagen waren aber der Grundstock für eine finanziell gut gestellte Vereinigung, die aus diesem Fundus der Vorarbeit durch die betei- ligten BAVer seither völlig unabhängig arbeiten konnte. Der Anfang waren Umgebungskarten für 75 Bedeckungsveränderliche, die grossen Anklang fanden. In der Folgezeit hat unbemerkt mein Arbeitgeber, die Berliner Sparkasse, nicht unerheblich zur Veränderlichenbeobachtung in Deutschland beigetragen, indem ich viele Kopier- und Druckmöglichkeiten ausnutzte. Herz- ichen Dank dafür an dieser Stelle.

Der Beobachtungseingang schwoll bereits vordem an: Umfassten die BAV Mitteilungen für 1960 bis 1962 noch 27 Beobachter, waren es 1963-1965 (Herausgabe: Braune/ Hübscher) solche von 33 Beobachtern, davon elf Berliner nun in der Minderheit - auch wenn man die nach Westdeutschland verzogenen Berliner berücksichtigen würde.

Waren Berliner BAVer schon 1963 auf der VdS Tagung in Köln, mit zwei Berliner Autos und der Beschriftung "BAV" auf den Autotüren, so brachte 1965 die VdS Tagung in München nun auch neben dem Kartensatz der Bedeckungsveränderlichen eine "Einführung in die Beobachtung Veränderlicher Sterne" von über 90 Seiten Umfang. Es entstanden unmittelbar danach auch RR Lyrae Karten und ein Katalog des BAV Programms. P.B. Lehmann und R. Gizinski waren die Motoren dieser Entwicklung.

1965 berichtete bereits H. Busch im Rundbrief über die Beobachtung Veränderlicher an der Bruno H. Bürgel-Sternwarte in Hartha mit sechs beteiligten Amateuren. - Der AKV wurde erst 1972 gegründet.

Zu Schweizer Beobachtern knüpften wir Kontakte bei unserem Besuch der Astro-Amateur- Tagung der SAG in Baden, Schweiz. Hier stellte Ing. H. Ziegler seinen Multiplier vor, der nur 900 DM kosten sollte. Wir haben ihn erworben, aber nicht eingesetzt. Letzendlich landete er bei D. Böhme noch zu DDR Zeiten. Das Ausbauprojekt der BAV Sternwarte mit einem 40 cm Spiegel, dessen Duran-Rohling uns von Schott gespendet wurde und der von Lichten- knecker bearbeitet werden sollte, kam nicht weiter, weil BAV Aktive ausschieden. Fertige Montierungsteile gingen später gegen Hannover-Fotometer an H.-J. Bode. Sie sind dort zu seiner Sternwarte geworden!

Unsere BAV Sternwarte mussten wir 1971 wegen Bauvorhaben aufgeben. Heute stehen schon etwas ältere Wohnhäuser auf dem Gelände. Die BAV zog mit ihren noch geringen Unterlagen in meine Wohnung und änderte die Anschrift entsprechend. Vorübergehend entstand noch ein Beobachtungsstandort auf dem Laubengrundstück der Schwiegermutter von D. Lichten- knecker. Nach deren Tod wanderte der BAV 6" Refraktor in den Garten von J. Hübscher, um dort zusammen mit mir noch genutzt zu werden. Meine Besuche an klaren Abenden ergaben erst unlängst die Bemerkung seiner Frau, dass ich mit meinem Eifer doch sehr gestört hätte. Die Einstellung auch meiner Lebenspartnerinnen zum Veränderlichen-Hobby des Mannes waren leider wenig verständnisvoll.

1976 kehrte die BAV durch Vorstandswechsel in der BAV postalisch wieder zur WFS zurück. In den 80er Jahren versuchte ich dort einen beobachterischen Neuaufbau, der aber mangels Beteiligung scheiterte. Eine gute Postanschrift ist es immer noch und unser Berliner Treffpunkt einmal im Monat als Arbeitsgruppe Veränderliche der WFS. Von der Anzahl der BAV Mitglieder ist Berlin immer noch eindeutiger Schwerpunkt der BAV.

Ausweitung der BAV Arbeit über Tagungen bis hin zu den BAV Sektionen

Die erste richtige, eigene BAV Tagung hatten wir 1966 in Recklinghausen mit Prof. KOPAL aus Manchester - seinen Flug konnte die BAV bezahlen - und Prof. KIPPENHAHN aus Göttingen. R. Gizinski dolmetschte. Es war ein guter Einstieg mit der Idee, BAV Tagungen mit Fachastronomen an Schwerpunkten oder besonderen Interessen der örtlichen Veränder- lichenbeobachter durchzuführen.

In der Folge fanden wegen der überregionalen Bedeutung der BAV deren Tagungen nur noch einmal in Berlin statt. Es gab zusätzlich Regionaltagungen, deren Sinn in der Vorstellung der Veränderlichenbeobachtung am Ort für neu im Aufbau befindliche Sternfreundegruppen bzw. Sternwarten lag. Die Berliner waren mobil und interessiert, dorthin zu fahren.

Die Darmstädter Veränderlichenbeobachter brachten es so 1971 zu einer Regionaltagung und 1972 auf eine BAV Tagung mit Prof. DÈTRE, Budapest und Prof. WALTER, Tübingen. Auf der sehr gut besuchten Tagung war auch M. Baldwin, chairman der AAVSO für Bedeckungs- veränderliche und RR Lyrae Sterne, anwesend, dessen Millitärzeit gerade in Deutschland lief. Er hörte alle in deutscher Sprache gehaltenen Voträge geduldig an. Von der BBSAG aus der Schweiz war K. Locher Referent.

1981 war wieder Darmstadt mit der Regionaltagung Süd und einer Mitgliederversammlung der BAV der Schauplatz für eine der deutendsten und zukunftsweisenden Beschlüsse: Es wurden zur Unterstützung des Vorstandes und zur beobachterisch näheren Betreuung Sektionen geschaffen und Sektionsleiter benannt. Ohne diese Neugliederung der BAV Arbeit wäre eine weitere Bewältigung der Aufgaben der BAV mit nun über 100 Mitgliedern nicht möglich gewesen.

Die Sektionen und ihre ersten Sektionsleiter bzw. Assistenten waren:

Langperiodische (Mira-Sterne) H. Marx, Münchingen, W. Grimm, Darmstadt

Bedeckungsveränderliche D. Lichtenknecker, Hasselt, K. Wälke, Darmstadt

RR Lyrae- und Delta Cephei-Sterne W. Braune, Berlin

Eruptive Veränderliche R. Lukas, Berlin, P. Schmitt, Bad Kissingen

Lichtelektrische Beobachtung W. Quester, Esslingen

Photographische Beobachtung E. Goerke, Ingolstadt

Karten H. J. Vielmetter, Darmstadt, H. Zimmermann, N.R. Auswertung der Beobachtungen J. Hübscher, Berlin.

Der Abschnitt dieser BAV-Arbeit wurde von Dr. M. Fernandes, A. Broemme und R. Lukas aus Berlin begleitet. Nach aktiver Vorstandsarbeit von 1968 bis 1978 meist als Geschäftsführer zusammen mit nicht in Berlin anwesenden Vorstandsmitgliedern zog ich mich aus familiären Gründen bis 1982 von der aktiven Arbeit auf den Posten eines Kassenprüfers zurück. Das nutzte mir auch nicht viel: Die Gründe für meine Scheidung lagen wohl nicht nur an der BAV Arbeit.

Neue beobachterische Aktivitäten

Die Besetzung der Sektion Bedeckungsveränderliche mit D. Lichtenknecker kam nicht von ungefähr. Mit seinem beobachterischen Wiederauftauchen 1976 seit seiner Berliner Zeit 1951-57 hat er sich systematisch mit einer sinnvolleren Gestaltung der Bedeckungsveränder- lichenbeobachtung beschäftigt. Dies anfangs aus persönlichem Anlass, weil er merkte, dass er nur die schon ausreichend beobachteten Sterne schätzte, zu denen nicht nur viele visuelle, sondern nun auch lichtelektrische Beobachtungen vorlagen.

Um nun neben den üblichen, auch andere helle Bedeckungsveränderliche zu beobachten, schuf er für sich 1978 Karten für 139 Sterne, die auch BAVern bekannt gemacht wurden. Diese Arbeit mündete darin, dass ein BAV Programm 1982 mit 62 Karten vernachlässigter heller Bedeckungsveränderlicher erschien, das bis in die 90er Jahre durch BAV Beobachtungen auf nur noch wenige unklare Sterne abgearbeitet wurde. Zeitgleich entstand das Programm für langperiodische Bedeckungsveränderliche mit Karten für 20 Sterne aus Darmstädter Hand.

Das BAV-Umfeld mit insgesamt wieder einmal wenigen Beobachtern war dennoch günstig: Erzielte 1977 J. Langhoff an der Universitätssternwarte in Tübingen als erster BAVer lichtelek- trische Ergebnisse an SW Lac, die 1980 in unserer letzten AN Veröffentlichung publiziert wurden, tauchte in der Folgenummer F. Agerer erstmalig und mit lichtelektrischen Ergebnissen auf. Insgesamt 14 Beobachter aus 1979-80 führten zu den BAV Mitteilungen Nr. 32 im Eigen- verlag, weil die AN tabellarische Beobachtungen nicht mehr veröffentlichen wollten. Es hätten Monographien über Einzelsterne sein müssen.

Für 1981-82 waren dann schon wieder 21 Beobachter dabei, davon Agerer, Fernandes und Heiser lichtelektrisch und 1984-85 waren es 37 Beobachter! Fotografisch entdeckte P. Frank bei Beobachtungen an SW Lac einen neuen, hellen Bedeckungsveränderlichen, der nun den Namen V364 Lac trägt (Entdeckung und Elemente in IBVS Nr. 2053,1981). Mit der Zunahme wichtiger Beobachtungen an Bedeckungsveränderlichen wurden immer mehr dieser Ergebnisse in den IBVS publiziert. Da hier nur lichtelektrische Resultate bzw. aufgrund der neuen Entwicklungen solche mit CCD angenommen werden, erscheinen hier alle entsprechenden BAV Beobachtungen. Visuelle Ergebnisse werden weiter im Eigenverlag publiziert.

Die Lichtenknecker-Database

Die systematische Beschäftigung mit den Bedeckungsveränderlichen durch D. Lichtenknecker führte ihn zu einer Sammlung von Minima, für alle Bedeckungsveränderlichen mit einer Deklination über - 200 und mit Helligkeiten im Minimum bei etwa 11.m5 und mit einer Ampli- tude über 0.m5 . Alle Ergebnisse aus der Literatur wurden systematisch erfasst. Mit Kopien der Literaturquellen wurde zusätzlich ein Archiv angelegt. So wurden die umfassendesten B-R Diagramme seit der Entdeckung des Bedeckungsveränderlichen aus dem PC möglich. Mit dem Tod von D. Lichtenknecker im Jahr 1990 wurde diese Arbeit von F. Agerer fortgesetzt. Die Sammlung erhielt im Gedenken an den Autor den Namen "Lichtenknecker-Database". Seit Jahren ist die BAV dabei, diese Daten nicht nur intern sehr sinnvoll zu nutzen, sondern die "Lichtenknecker-Database" auch international zugänglich zu machen. Aus unterschiedliechen

Gründen gelang dies bisher nicht.

Die BAV als Fachgruppe Veränderliche der VdS und sonstige Aktivitäten

Als aktive Gruppe, mit dem erkennbaren Bedürfnis, für die Veränderlichenbeobachtung zu wirken, gingen wir 1983 auf den Vorschlag seitens der Redaktion von SuW und der VdS ein, als Fachgruppe Veränderliche der VdS zu wirken. Das hatte zunächst nur einfache Folgen: Wir erhielten auch den Kontakt zu den wenigen Veränderlichenbeobachtern, die bei SuW Artikel einreichten. Deren Beiträge sollten wir vor der Veröffentlichung prüfen.

Umgekehrt konnten unsere eigenen Aktivitäten nun leicht in SuW Eingang finden. Für die vergriffene BAV Einführung bestand als Idee eine Neuauflage als Loseblatt-Ausgabe, deren zweites Kapitel noch heute interessant ist: Lichtelektrische Beobachtung. Eine umfassende Neuauflage der EINFÜHRUNG war unbedingt nötig und erschien 1983 mit nun 247 Seiten. Doch diese reichte nicht: BAV Blätter als Arbeitsmittel entstanden in einer wieder sehr aktiven Berliner Gruppe. Eine bedeutende Hilfe waren dabei die von K.B. Menzel mit der DIA- Erstellung unterstützten Schätzungsübung an X Tri (BAV Blätter Nr. 8 /1984). All das wurde geschickt in SuW und auf den VdS-Tagungen präsentiert.

Alle Aktivitäten und das beobachterische Umfeld führten zu einem enormen Wachstum der BAV Mitgliederzahl: Von noch 118 Mitgliedern 1978, über 161 Mitglieder 1984 auf 202 Mitglieder 1986. Die Beobachterzahl schwoll zeitgleich entsprechend an: BAV Mitteilungen Nr. 43 mit 56 Beobachtern aus 1986-87! Diese Anzahl wurde bisher nicht mehr erreicht. Der BAV Rundbrief umfasste 1984 bereits spitzenmässig 204 Seiten! Das in allen Bereichen hohe Niveau blieb bis heute erhalten. Die Mitgliederzahl stieg auf heute über 220 BAVer.

Mit dem Engagement von U. Bastian fand ich 1989 eine Ablösung in der Betreuung von SuW. Die Darstellung der Veränderlichen in SuW fand später dank der guten Zusammenarbeit mit einzelnen BAVern eine neue Form: In jedem Heft sind unter den monatlichen Beobachtungs- objekten immer Veränderliche!

Die VdS-Arbeit der Veränderlichen-Werbung fand 1987 in Bochum mit guter Resonanz am BAV Stand für uns Berliner einen gewissen Abschluss. Mit Vorträgen war die BAV nicht vertreten. Die folgenden, noch von mir allein besuchten Tagungen mit BAV Stand 1993 in Schneeberg und 1997 in München zeigten bei den Besuchern häufig das gleiche Bild: Das kennen wir schon. Auch wir kannten die üblichen Tagungsteilnehmer. Wir setzten auf weiter entfernt liegenden VdS-Tagungen örtlich erreichbare BAVer als Referenten ein, bzw. beschränkten uns von Berlin aus auf einige VdS-Regionaltagungen wie Sohland 1995 und Berlin Planetarium/Prenzlauer Berg und Sternwarte/Treptow. Und wir vertrauten auf die Auslage unseres Hinweis-Materials am VdS-Stand.

Seit 1993 ist Thorsten Lange urprüglich über die VdS mit einer verknüpften Homepage für die BAV im Internet, die aktuell über http://thola.de/bav.html abrufbar ist. Neben einem allge- meinen Überblick über die BAV ist die Beobachtungsunterstützung von ihm gepflegt durch auch hier aktuelle Beobachtungshinweise, die sonst aus dem BAV Circular entnommen werden müssen.

Insgesamt wirken wir informell in der VdS mit dem Info-Blatt der Fachgruppe. Mit dem VdS Journal seit 1999 sind wir mit einigen Seiten "Veränderliche" eingebunden, die ich bisher bewältigte. Ab dem nächsten Journal steht hierfür D. Bannuscher zur Verfügung, der aus dem Fundus interessanter Beiträge aus dem BAV Rundbrief das VdS Journal beliefern wird und die Abstimmungsarbeiten mit meiner Hilfe vornehmen wird.

In Richtung Breitenarbeit wirkt seit 1995 auch W. Quester vierteljährlich mit der Vorstellung eines Veränderlichen unter dem Titel "Wer beobachtet mit". Der Anfang war TX UMa im BAV Rundbrief, dann auch für die zwischenzeitlich von der VdS propagierte Zeitschrift Starobserver und für die Regionalblätter Sternzeit und Sternfreund. Weiteren Interessenten steht der Anschluss offen.

Mit der Änderung der Redaktion des "Kalender für Sternfreunde 1996" übernahm W. Quester hier das allgemeine Kapitel "Veränderliche" und ich die Berichterstattung über unsere BAV Arbeit. Da hier neuerdings auf Aktualitäten abgestellt wird, habe ich H. Goldhahn für 2000 über Mirasterne und B. Hassforther für 2001 über Halbregelmässige eingespannt, um Ab- wechslung und Vielseitigkeit der BAV zu demonstrieren.

Die Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne (BAV) e.V.

Die DDR-Grenzöffnung 1989 und die folgende Einheit Deutschlands brachte uns nach meinen vorherigen illegalen Besuchskontakten zu H. Busch, seiner Volkssternwarte in Hartha und der Veränderlichenbeobachtung im AKV (Gründung 1972) persönlich näher. Das regelmässige Auswertungstreffen im Mai in Hartha hatte erstmals 1991 einige BAVer dabei und die Ziel- richtung einer Verschmelzung des AKV mit der BAV. Auf dem Treffen 1992 in Hartha ging es bereits um Details.

Zur BAV Tagung 1992 in Sonneberg, dem Veränderlichen-Mittelpunkt in Deutschland, kamen auch Schweizer BAVer und J. Silhan aus Brünn war anwesend. Mit ihm und den tschechi- schen Veränderlichen Beobachtern verbinden uns viele gegenseitige Besuche. Die BAV Mitgliederversammlung beschloss nach umfassender Diskussion mit viel Hin- und Her mit 19 Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen als neuen Vereinsnamen: Bundesdeutsche Arbeitsgemein- schaft für Veränderliche Sterne e.V. (BAV). Ein Zusatz wurde vorgeschlagen: Der Verein ist hervorgegangen aus der Vereinigung der Berliner Arbeitsgemeinschaft für veränderliche Sterne e.V. (BAV) mit dem Arbeitskreis Veränderliche Sterne (AKV). In diesem Wortlaut gab es mit 20 Ja-Stimmen den neuen § 1 der BAV Satzung. Eine schon vorher auf BAV Mitgliederver- sammlungen geführte Diskussion um eine Namensänderung fand endlich in Sonneberg ihren Abschluss.

Die noch nicht der BAV angehörenden anwesenden AKVer traten der BAV bei. Das Angebot, H. Busch in den Vorstand zu wählen, schlug dieser mit Hinweis auf seinen Gesundheitszustand aus. Gewählt wurde ein aus Berlinern bestehender Vorstand.

Die Besetzung der Sektionen erfolgte gemischt:

Hartha, mit seinem familiären Flär bei den regelmässigen Mai-Treffen auf der Sternwarte wurde immer stärker als allgemeiner BAV-Treffpunkt genutzt. H. Busch war dabei stets unser guter Gastgeber und Organisator mit seinen Hilfskräften am Ort. Als Sektionsleiter entwickelte er nebenbei das Programm 2000 für Bedeckungsveränderliche: Wieder wie 1982 mit vernach- lässigten Veränderlichen; aber auch mit solchen, die der aktuellen Beobachtungsgüte ent- sprechend die Beobachtung der Apsidendrehung genauer verfolgen lassen.

Der aktuelle Stand der BAV Arbeit

Die beobachterisch aufblühende Tätigkeit der BAV haben wir hier Anfang der 80er Jahre verlassen mit den ersten lichtelektrischen Fotometern. Die schon vorher und noch heute aktive fotografische Arbeit von P. Frank fiel mit anderen Beobachtern in diesen Zeitabschnitt. Die finanzielle Situation der BAV brachte in dieser Zeit die Möglichkeit mit sich, sowohl ein C8 als Leihfernrohr anzuschaffen, als auch lichtelektrische Fotometer zum Ausleihen. Später auch eine CCD Kamera.

Den wesentlichsten Schritt nach vorne brachte der PC und die Entwicklung von CCD-Kameras für den Beobachter. In Deutschland und in der BAV wurde hier voll eingestiegen. Im Ver- gleich war und ist die Annahme der neuen Technik bei Amateuren in den USA nur recht zögerlich. Die automatische Beobachtung brachte nicht nur eine Vielzahl genauer Ergebnisse, sondern auch aufgrund ausdauernder Überwachung viele Veränderliche wieder in den Griff, was den Bereich der Periodenkontrollen angeht. Nebenbei wurden verschiedenen Sterne im Umfeld als Veränderliche erkannt und bestimmt. Und es gab bei Dr. K. Bernhard, Linz, neue Ansätze, nun systematisch Veränderliche zu entdecken. Neben den BAV Mitteilungen der jährlichen Ergebnisse standen nun Einzelveröffentlichungen aktueller Bearbeitungen vor allem in den IBVS an. Wir haben jetzt die BAV Mitteilungen der Nr. 126.

Aber auch visuelle Beobachter erzielten vor allem an hellen Sternen des Hipparcos-Satelliten- programms grosse Erfolge, wie es die Arbeiten von E. Born dokumentieren. Aber auch hier sind bei schwachen Sternen weitere Aktivitäten im Wachsen, deren Ursache in der relativ günstigen Anschaffungsmöglichkeit von Dopson-Spiegelteleskopen liegt. Für den guten visuellen Beobachter sind als spezielles BAV Arbeitsgebiet die Halbregelmässigen mit ihren Besonderheiten in den Mittelpunkt des Interesses gerückt worden, ein von der AAVSO vernachlässigter sehr interessanter Bereich.

Beobachterisch ist soweit Vieles im Lot, wenn wir z.Z. auch einen Mangel an Beobachtungen Eruptiver haben. Die CCD Technik unserer Beobachter hat die lichtelektrische Fotometrie verdrängt und sich einen instrumentengerechten Himmel gesucht mit schwachen Sternen in einem beobachtbaren Feld von zumeist unter 20'. Da geraten viele helle Veränderliche mit weiter abstehenden Vergleichsternen mangels Anschlussmöglichkeiten zwangsläufig nicht zur Beobachtung. Aber fixiert auf allerlei Neues bleiben bei den Beobachtern auch CCDmässig gut beobachtbare Sterne aus unseren BAV Programmen auf der Strecke. Es entstehen Lücken, die nicht sich nicht soweit ausweiten dürfen, dass nun bekannte Sterne zu den Vernachlässigten besonderen Kandidaten werden. Diesen Hinweis gebe ich vor allem deshalb, weil auch die visuellen Beobachter vorzugsweise schnelle Sterne schätzen, und eben nicht solche, deren Lichtwechsel mehr als drei Stunden beträgt.

Mit M. Dahm haben wir nicht nur einen Beobachter, sondern auch seit vielen Jahren einen BAVer, der alle anderen mit seinen regelmässigen Literaturdarstellungen im BAV Rundbrief erfreut. Daneben hat er Fleissaufgaben vollbracht wie die Zusammenstellung aller in den BAV Rundbriefen erwähnten Veränderlichen und Positionsüberarbeitungen von vielen Sonneberger Sternen als BAV Mitteilungen.

Als hauptsächlich beobachterisch orientiertem und dabei in den Sektionen spezialisierten Verein haben wir ein großes Problem im Zusammenhang mit der neu zu erstellenden BAV EINFÜHRUNG: Uns fehlt ein fachlicher Allround-Veränderlichen-Theoretiker, der die aktuellen Gesamtzusammenhänge leicht beschreiben könnte. Deshalb ist wohl mit Verzöge- rungen beim Erscheinen noch im Jahr 2000 zu rechnen.

Resümee und Ausblick

Zum Abschluss eines Rückblicks sollte man ein Resümee fassen. Das ist in unseren Fall nach dem äußeren Erscheinungsbild ganz toll: Wir sind dank der Arbeit unserer Mitglieder eine international anerkannte Vereinigung der Beobachtung Veränderlicher Sterne und gelten in Deutschland als spitzenmäßig.

Wenn man es BAV intern sieht, ist es uns gelungen, eine große Zahl von deutschsprachigen Amateuren in die BAV einzubinden. Dies bei allen Freiräumen der individuellen Beobachtung; aber Dank der organisatorischen Grundstruktur doch noch überwiegend im Rahmen der BAV Programme.

Instrumentell und beobachterisch wird nach meinem Eindruck in der BAV - in Deutschland und Österreich - mit CCD an Veränderlichen mehr geleistet als bei Amateuren international üblich. Wenn wir auch mit dem Erreichten noch nicht ganz zufrieden sind, denn Filter-Einsatz ist noch im Probezustand und desgleichen die automatische Beobachtung von vielen Sternen am Firmament mit nur einer Messung je Nacht ( Vorreiter: Franz Agerer).

Sehr gut laufen daneben die visuellen Schätzungen unserer Mira- und Halbregelmäßigen Beobachter - Eruptive sind leider z.Z. nicht so stark dabei - , die ihren allgemeinen monatlichen Beitrag zur BAV und den internationalen Datenbanken der AAVSO und der AFOEV liefern. Aufgrund der vorzüglichen Nachbearbeitung vor allem von Béla Hassforther als Sektionsleiter Halbregelmäßige ist im BAV Rundbrief dargestellt, was vor allem langzeitige Beobachtungen erbringen.

Probleme gibt es dabei leider auch: Das lang bekannte trifft die CCD-Beobachter. Es gehen kaum noch Beobachtungen von hellen Sternen mit längerer Periode aus den BAV Program- men ein. Diese sind aber nur zum Teil nicht CCD-chip-gerecht, sie passen aber ggf. nicht ins individuelle Programm. Bitte also auch einmal etwas anderes beobachten! Visuelle Beobach- ter füllen diesen Bereich nur unzureichend auf.

Wir haben auch ein generelles Kommunikationsproblem in der BAV:

Mancher Beobachter hat keinen PC, was bei vielen visuellen Beobachtern der Fall ist, wer einen PC hat, muss nicht immer e mail haben. Schade für ihn sollte man nicht sagen! Man kann nicht erwarten, dass in einem Verein wie der BAV alle am Fortschritt der Kommuni- kationsgesellschaft dabei sind. Man sollte sich bitte auch auf die Schwächeren in einer Gemeinschaft einstellen. Wie ist grundsätzlich ganz einfach mit dem traditionellen Telefon, wenn es eilig ist, ggf. mit einem Brief oder über den Rundbrief der BAV, indem man alles Interessante allen BAVern vorstellt.

Das Problem für den e mailer kann doch nur sein, entscheiden zu müssen, was allgemein oder individuell interessant ist. Ist das wirklich so schwer zu lösen?

Eine der aktuellen Aufgaben der Leitung der BAV wird in der Lösung dieses Problems liegen, um keine zwei Fronten in der BAV zu haben. Festzustellen ist z.Z. nur, dass die Kommunikation unter stärker PC und e mail mäßig eingebunden BAVern toll läuft, ohne das alle etwas davon zur Kenntnis bekommen einschließlich der Leitung der BAV.

Werner Braune

Rundbrief 2/2000