Rundbrief 3/2000

Was macht die BAV mit meinen Beobachtungen?

- vorgetragen auf dem BAV-Treffen im Hartha am 20.5.2000 -

Unsere Arbeit hat sich historisch entwickelt. Als wesentliches Kommunikationsmittel erreicht der BAV Rundbrief alle BAVer regelmäbig. Der Redakteur achtet sehr darauf, dass alle wesentlichen Änderungen in Arbeitsabläufen und Ergebnissen der BAV-Arbeit publiziert werden. Dabei gibt es nach Möglichkeit auch Hintergrundinformationen, die erklärend darstellen, warum wir dies oder jenes so handhaben.

Der BAV Rundbrief als Informationsquelle

Dies Vorgehen setzt voraus, dass jeder BAVer den Rundbrief in allen Bereichen regelmäbig liest. Dies ist erkennbar nicht mehr der Fall. Das verwundert nach meiner Einsicht als Redakteur auch nicht; denn der Rundbrief ist ggü. vor schon langen Jahren von der Seitenanzahl bedeutend gewachsen. Wenn er auch eine eindeutige Gliederung hat, bei der in den üblichen Bereichen immer das gleiche steht, ist manches doch etwas versteckt und manches Wichtige erschien schon in mehreren Heften vorher. Da kennt sich nur noch der Eingeweihte aus seinem Gedächtnis aus und ist ggf. stolz zu verkünden: "Das stand doch schon im Rundbrief sowieso"! , wie es mir als Redakteur gegenüber schon geäubert wurde.

Hoffentlich trifft solch ein Spruch kein ganz neues BAV-Mitglied! Dieses kennt sich in unseren Gepflogenheiten zwangsläufig noch gar nicht aus. Ich bin bei zu erläuterden Themen in Hartha von Gerd-Uwe Flechsig als neuem Mitglied und von Bela Hassforther gebeten worden, doch einmal eine Gesamtdarstellung zu geben zum Thema: "Was macht die BAV aus meinen Beobachtungen".

Der Beobachtungseingang im Überblick

Gleich vorweg: Die BAV, das sind wir alle! Jeder kann und sollte seine interessanten Beobachtungen selbst aufarbeiten und im Rundbrief allen zur Kenntnis bringen, ggf. gern abgestützt von unseren Sektionsleitern.

Als unser zentraler Punkt für die Einsendung fertig ausgewerteter Lichtkurven tritt für die weitere Bearbeitung die Sektion "Auswertung und Publikation der Beobachtungen" in der BAV hoffentlich deutlich erkennbar hervor. Diese Auswertungen gehen direkt an Joachim Hübscher als Sektionsleiter. Da die BAV seit ihrem Bestehen jeden Beobachter anregt, möglichst komplette Lichtkurven zu erzielen, sammeln wir in dieser Sektion alle, auf Lichtkurvenblättern ausgewerteten Beobachtungen. Nach der Bearbeitung des Eingangs werden diese neuerdings vor der Publikation an die entsprechend dem Sterntyp engagierten Sektionen verteilt und nach dieser Abstimmung erst publiziert.

Einzelschätzungen auf den monatlichen Meldebögen erhält die BAV, um deren Vervielfältigung zu besorgen und die Weitersendung an die AAVSO, die AFOEV und an unsere einschlägigen Sektionen Mirasterne, Halbregelmäbige und Eruptive vorzunehmen. (Anschrift: BAV, Munsterdamm). Dieses Einsendeverfahren wurde seit April 1993 gewählt, weil die Portokosten für die einzelnen Beobachter inzwischen stark anstiegen und die AFOEV als Empfänger hinzu kam. Das ursprüngliche Verfahren, dass jeder Beobachter der einschlägigen Sterne seine Einzelschätzungen monatlich an die AAVSO sendet, ehe daraus komplette Lichtkurven wurden, passte nicht mehr.

Im Detail stecken einige Erklärungsnotwendigkeiten, so dass hierüber mehr gesagt werden muss.

Der Beobachtungseingang auf Lichtkurvenblättern

Joachim Hübscher bearbeitet bereits seit 1965 den Beobachtungseingang der auf Lichtkurvenblättern ausgewerteten BAV-Ergebnisse. Mit dem Anschwellen der Anzahl der Beobachtungen änderte sich in der Arbeit einiges, geblieben ist das Abchecken der Güte der Beobachtungen und das formelle Auswertungserfordernis in den vorgegebenen BAV-Auswertungsformaten. (Nähere Beschreibung in BAV Blätter 3).

Die vorgegebenen Formate für Helligkeiten und Zeitabstände und deren Einhaltung dienen der zum Qualitätsvergleich auf den ersten Blick notwendigen einheitlichen Darstellung. In diesem Bereich liegt das hauptsächliche helfende und aufklärende Umfeld der Erstbearbeitung mit der damit verbundenen Korrespondenz.

Auf die allgemeine, formelle Darstellung in den notwendigen Formaten für unsere Lichtkurvenkartei, die auf das eingespielte DIN A5 - Postkartenformat mit vorgegebener Beschriftung abstellt, wird grundsätzlich Wert gelegt, da gröbere Formate die Kartei zu schnell anschwellen lassen und eigentlich nicht nötig sind. Bei unbedingten Notwendigkeiten anderer Darstellungen, z.B. bei CCD-Beobachtungen, werden Abweichungen akzeptiert.

Sobald nach Neueingängen alles läuft, erfolgt der Korrespondenzweg wie mit allen Einsendern mit Beobachtungsbestätigungen über den BAV Rundbrief als Posteingangstabelle der Sektion. Das hat sich eingespielt: Jeder BAVer kann so sehen, ob alle seine Lichtkurven eingingen.

In diesen BAV-Rundbriefdarstellungen finden sich auch neue BAVer wieder, die zur Begrübung besonders herausgehoben werden und deren erste Lichtkurve ggf. veröffentlicht wird. Es wird das BAV-Beobachterkurzzeichen vergeben, das sich aus dem Nachnamen zusammensetzt. Es weicht von dem der AAVSO ab, das auf dem Nachnamen und Vornamen basiert - die Kurzzeichen der AFOEV habe ich nicht geprüft. Es ist hier nur festzustellen, dass eine Kürzelübereinstimmung nach Ansicht von Joachim Hübscher nicht machbar ist. Zumindest lehnt er die Übernahme eines vorher von der AAVSO vergebenen Kürzels ab.

Nachfolgend gibt es in jedem Rundbrief eine Zusammenstellung aller Beobachtungen. sortiert nach den Ergebnissen der Beobachter in der zur Veröffentlichung anstehenden Beobachtungssaison. Über den Sinn einer derartigen "Rennliste" gab es mitunter Kritik. Sie zeigt aber gut an, wer wie stark beobachtet und ist deshalb durchaus hilfreich. Im Vergleich ist auch gut zu erkennen, wer in letzter Zeit nicht mehr so dabei war, ggf. kann die beobachterisch für ihn einschlägige Sektion ihn zum weiteren Beobachten ermuntern. Dies ist weder Joachim Hübschers noch meine Aufgabe.

Um es hier klar zu sagen: Joachim Hübscher kümmert sich nicht um den Inhalt der vorgelegten Beobachtung in ihrer sachlichen Güte und Bedeutung der Beobachtung. Das Aha-Erlebnis über etwas Besonderes muss der Beobachter haben und dies sollte er zumindest auch auf der ausgewerteten Beobachtung als Text angeben. Bei Kurzperiodischen immer: B-R zum BAV Circular! Der Beobachter weiss doch besser als alle Nachbearbeiter der BAV, wie der Veränderliche einzuordnen ist und weshalb er ihn beobachtete. Schlieblich beobachten viele BAVer Sterne auberhalb der BAV- Programme und des BAV Circulars, die man eben nicht auswendig kennt.

Was ist etwas Besonderes:

Bei Kurzperiodischen die B-R, oder ein besonderes Helligkeitsverhalten z.B. bei RR Lyrae-Sternen, oder bei Bedeckungsveränderlichen Abweichungen der Lichtlkurve zu Katalogangaben, die dem BAV Circular entnommen werden sollten, Beispiel KO Aql ohne Konstanz im Minimum (Rbf. 3/4, 1992), natürlich auch ein neues BAV-Ergebnis nach langen Jahren aufgrund des Hinweises im BAV Circular. Oder: Endlich ein Minimum seit Jahren der Versuche erwischt , z. B. bei Sternen des Programms 2000.

Bei Mirasternen z.B. Hinweise auf extrem helle oder schwache Maxima bzw. Minima, Hinweise auf Stufen oder Buckel in der Lichtkurve, die nicht immer typisch sind etc. Ziel der Sache ist es, Derartiges allen Beobachtern im Rundbrief zugänglich zu machen, um den Spab an der Beobachtung zu vergröbern.

Arbeit der Sektionen mit den Lichtkurvenblättern

Dem vielfachen Wunsch der Sektionsleiter am unmittelbaren Beobachtungseingang der BAV beteiligt zu sein, entspricht die Weitergabe des Beobachtungseingangs in kürzeren Abständen vor der Veröffentlichung. Seit unserer Mitgliederversammlung in Hildesheim vor fast zwei Jahren wird dies von Joachim Hübscher praktiziert.

Dies neue Vorgehen ergibt aber nicht nur die Notwendigkeit zur Rückkopplung nach Kontrollen der ausgewerteten Sterndaten zur Sektion "Auswertung und Publikation der Beobachtungen", hier ist hauptsächlich die richtige Zeitangabe zu prüfen. Vor allem ist nun Kontakt zum Beobachter nötig, der gemeinhin mit seinen Ergebnissen bisher dem Sektionsleiter nur aus Beobachtungsdaten ohne Lichtkurven bekannt war.

Jetzt ist der Beobachter eine konkrete Bezugsperson, mit der seitens der Sektionsleiter anleitend und anregend umgegangen werden kann und muss. Z. B. mit seinen ggf. erkennbaren Schwierigkeiten der Beobachtung. Lenkende Hinweise aus der Beobachtungserfahrung sind gefragt! Einige Beispiele: Zu geringe Amplituden bei Problemen der Anwendung der Argelandermethode oder Auswertungen ohne An- bzw. Abstieg, zu dünn belegte Lichtkurven etc. Hier muss der in seinem Bereich fachkundige Sektionsleiter seine Zuwendung geben zur Verbesserung und Anregung.

Alle BAVer rechnen mit aktuellen Anregungen aus diesem Beobachtungseingang. Wenn dies der Beobachter nicht erkennbar macht, sollte es der Sektionsleiter anstoben oder übernehmen. Sein Job muss es aber nicht sein, die Daten selbst neben dem BAV-Fundus zu sammeln; denn dieser wird ausreichend gespeist mit den Tabellen und Angaben zu den Ergebnissen, die als BAV Mitteilungen letztendlich erscheinen und die Fachwelt und die BAVer erfreuen. Aber wir wollen auch im Rundbrief einmal mehr Lichtkurven sehen. Platz dafür ist vorhanden.

Vorzüglich gelingt diese Arbeit Bela Hassforther für die Sektion "Halbregelmäbige". Sie mag als Dank, Beispiel und Anregung dienen. Aber wenn, wie bei Michael Dahm für die Sektion "RR Lyrae-Sterne", nur Tabellen und Hinweise auf korrigierte B-R oder Elemente erscheinen, ist auch dies bereits die gewünschte Richtung. Mit etwas Illustration wäre es noch besser.

Der monatliche Beobachtungseingang von Einzelschätzungen

Einzelschätzungen werden monatlich bis zum 7. des Folgemonats bei der BAV gesammelt auf den seit diesem Jahr BAVmäßig umgestalteten Bogen der AAVSO mit deren vorgegebenen Angabewünschen zur jeweiligen Beobachtung.

Hier geht es nur um Einzelschätzungen an Mirasternen, Halb- und Unregelmäbigen und Eruptiven. Die eingehenden Bögen werden von mir zu einem Heft zusammengefügt und an die AAVSO, die AFOEV und unsere drei beteiligten Sektionen verschickt.

Der einzelne Beobachter erhält ggf. von mir im Rahmen der Kopiervorbereitung auffallende ggf. notwendige Hinweise eher formeller Art.

Die 1997 entstandenen BAV Blätter 14 geben die von Hartmut Goldhahn verfassten näheren Erläuterungen zum Ausfüllen der Bögen und zur Benutzung eines AAVSO- DV-Programms zur Erfassung, das dem Bogen entspricht und dessen Ausdruck stattdessen eingeschickt werden kann. Durch die Fortentwicklung der Kommuni- kationstechnik sind wir übereingekommen, dass alle Beobachter mit E-Mail die so erfassten Schätzungen gleich an die fünf Bezieher mailen können, da alle Empfänger hierzu ausgerüstet sind. Eine Einsendung an die BAV kann unterbleiben.

Alle Empfänger freuen sich über den aktuellen Beobachtungseingang, der bereits monatlich zeigt, was sich bei einzelnen Sternen tut. So kann z.B. bei einem Mirastern erkannt werden, ob er ggf. sehr hell wird oder schwach bleibt, worauf die AAVSO sehr achtet, die für spezielle Eruptive auch eine Sondereinsendung vorher per E-Mail wünscht. Unsere Eruptiven-Sektion hat da eher formelle Probleme: Sie möchte die Eruptiven angekreutzt haben, um Prüfarbeiten zu ersparen. Erkennbar ist aber, dass die BAV-Sektion Eruptive die Daten in einer BAV-Datenbank erfasst, die bereits langjährig in der Sektion besteht, wie auch bei Hartmut Goldhahn und den Mirasternen.

Bela Hassforther geht in seiner Sektion einen anderen Weg: Er spielt sich die Daten der BAVer aus der Datei der AFOEV zurück, um auswertungsmäbig und berichtend tätig zu sein. Es gibt für ihn nur einen sehr aktiven Beobachter, der seine Beobachtungen nur als ausgewertete Lichtkurven einsendet. Da muss die Schätzung mühevoll aus der Lichtkurve entnommen werden.

Der weitere Zugriff auf BAV Beobachtungen

Nach der Veröffentlichung unserer Beobachtungsergebnisse als BAV Mitteilungen sind zumindest die Daten der abgeleiteten Ergebnisse international zugänglich. Diese Aussage gilt mit folgenden Differenzierungen: Über die IBVS erscheinen nur licht- elektrische oder CCD-Beobachtungen. Unsere visuellen und fotografischen Beobach- tugen publizieren wir im Eigenversand, erreichen also nur unseren internationalen Empfängerkreis, der mit ca. 50 Beziehern kleiner ist als der der IBVS. Als DV-Dateien sind die Ergebnisse auf Disketten bei der BAV erhältlich.

Die Lichtkurven selbst werden nach Rücksendung von den Sektionen bei der BAV geordnet abgelegt in unserer Lichtkurvenkartei, die seit Bestehen der BAV geführt wird. Die Zeiten als BAVer daraus Betrachtungen über das Langzeitverhalten der einzelnen Sterne mit Lichtkurven von Mirasternen oder Halbregelmäbigen ableiteten sind schon lange vorbei. Die Lichtkurvenkartei ist damit ein Rudiment aus den Anfängen der BAV geworden, das musealen aber sicher vorzeigbaren Wert hat.

Die Nutzung auch von Einzelergebnissen von Bedeckungsveränderlichen geht heutzutage andere Wege über Datenbanken, ggf. auch über unsere Lichten- knecker-Database für Bedeckungsveränderliche, soweit sie zufällig bekannt ist. Es wird bei Abweichungen vor der Publikation nicht mehr um die Lichtkurve nachgesucht, das ist viel zu aufwendig, da wird das Ergebnis lieber einfach gestrichen. Die vor- liegenden Lichtkurven von Kurzperiodischen sind aber nützlich einsetzbar beim Vergleich aktueller mit älteren, um ggf. eine Entscheidungshilfe für Auswertungsfragen zu haben. Vor allem sind mit genaueren Mitteln wie CCD erzielte Ergebnisse wichtig.

Die Nutzer von Einzelschätzungen wie Bela Hassforther greifen eher auf die Datei der AFOEV zurück, um daraus die einzelnen BAVer zu generieren als direkt über deren vorhandene Lichtkurven oder ggf. selbst gespeicherte Einzelschätzungen. Dies ist einfach machbar und mir von Bela Hassforther beschrieben worden.

Der Zugriff auf AAVSO-Einzelschätzungen ist nach aktueller Kenntnis nicht möglich. Es werden im Internet nur Lichtkurven aus Einzelschätzungen zur Verfügung gestellt.

Abschluss und Ausblick

Ich hoffe, einen verständlichen Überblick zur gegenwärtigen Handhabung in der Bearbeitung der bei der BAV eingehenden Beobachtungen gegeben zu haben. Damit sollte ein neuer BAVer nun sehen können, was mit seinen Beobachtungen geschieht.

Über einen ggf. neuen BAV-Umgang mit Einzelschätzungen in allen Sektionen sollten wir uns intern abstimmen. Werner Braune

Einige allgemeine Beobachtungshinweise am Beispiel visueller Beobachtungen des hellen RR Lyrae-Sterns SW And

SW And ist nach dem Namensgeber RR Lyrae als Feldstecherstern wie einige andere RR Lyraes des BAV Standardprogramms recht hell mit V -Helligkeitsangaben von 10.m09 bis 9.m14 im Maximum. Er steht nicht in der Milchstrabe wie XZ Cygni. Die Vergleichsterne sind wie bei anderen RR Lyraes im Pegasus oder im Draco in einem Gesichtfeld von einem halben Grad gut dabei. Er läbt sich auch mit einer CCD Kamera beobachten, wie es Herr Achterberg ausgeführt hat. Zumal für das Maximum hat er einen in der Nähe befindlichen Vergleichsstern.

Weshald ich über meine Beoachtungen an diesem Stern berichten möchte , liegt an seinem eigentümlichen Verhalten. Wenn man von RR Layraesternen gemeinhin erwartet, das diese einen schnellen Anstieg und baldigen Abfall der Helligkeit erwarten lassen, richtet man sich bei der Beobachtung nicht auf viel Zeit ein. Zwei oder drei Stunden sollten reichen, wenn der Stern pünktlich kommt.

So war meine erste Beobachtung Ende Juli 1999 seit jahrelanger Pause die eines Anfängers, wenn auch mit grundsätzlichen Erfahrungen. Dabei kam innerhalb von weniger als 2 Stunden ein Maximum heraus, das sogar im Anstieg etwas steiler war als im Abstieg; aber es ging alles sehr gemächlich vonstatten, was einem RR Lyrae eigentlich nicht so entspricht. Dabei war die Amplitude mit 4 Stufen auch nicht ganz toll. (Abb. 1).

Bei der Durchsicht der von Joachim Hübscher angeforderten Lichtkurvenblätter aus der BAV Sammlung finde ich mich dabei im guter Gesellschaft: Meist ist der Stern in solch einem kurzen Zeitraum wirklich wenig veränderlich. Allerdings zeigen andere visuelle Beobachter mehr Amplitude! Hier ergab die Nachschau anlässlich dieses Vortrags in meinen Beobachtungsunterlagen, dass ich einen recht schwachen, in der Nähe befindlichen Stern als Vergleichstern benutzte. Und meine Stufe war nach langer Pause noch sehr grob! Ich konnte wie Anfänger auch kleinste Helligkeitsunterschiede nicht richtig beurteilen.

Bei weiteren Beobachtungen hatte ich, wegen des früheren Beginns oder wie auch immer, einen anderen schwachen Stern dazwischen gesetzt und deutlich mehr Amplitude erzielt! Man muss also immer im Umfeld wirklich nach Vergleichsternen suchen, die der Helligkeit des Veränderlichen im Beobachtungsmonent sehr nahe kommen und darf nicht einfach so im Umfeld mal loslegen!

In den folgenden Abbildungen 2 und 3 ist nun B zu C geworden mit deutlich mehr Amplitude in der Lichtkurve. Was für die Abbildung 1 leicht zu sehen ist, wenn man einmal das Ergebnis gedanklich auf B = C entzerrt. Hiermit habe ich ein Beispiel für unsere visuellen Anfänger im ersten Umgang mit der Argelandermethode selbst in Reinkultur produziert.

Anfang September gelangten mir zwei weitere Maxima. Sie hatten den Vorteil des etwas früheren Beobachtungsbeginns und eines weiteren Vergleichsterns mit einem schnellen Anstieg der Helligkeit, nur im Maximum verlief wieder alles sehr langsam.

Meine inzwischen wieder erhaltene Beobachtungsübung fand die Beobachtungspunkte gut zur genauen Auswertung nach diesen Schätzungen. Zumal die Lichtkurve vom 1.9. sehr streuungslos verlief, wertete ich danach auch aus und kam auf ein Doppelmaximum mit einer ersten sehr hellen Spitze als Maximum und danach zu einer nicht so hohen Spitze mit dann folgendem Abstieg. Mit einer Verfrühung von 1/2 Stunden wurde nach der hellsten Beobachtung ausgewertet, weil alles so eindeutig aussah (Abb. 2).

Am 5.9. rund 6 oder 7 Epochen später war das Maximim wieder flach, allerdings, wenn man den mehr streuenden Schätzungen nachgeht, lag eine Stufe vor dem Maximum vor. Also möglicherweise ein wandernder Buckel in der Lichtkurve des RR Lyrae Sterns (Blazhko-Effekt)? (Abb. 3).

Was machen wir daraus?

Man muss bei visuellen Beobachtungen nicht zu viel auf deren Güte geben: Nach Argelander sind zwei Stufen eine eben deutliche Änderung der Helligkeit und über Schätzungsprobleme mit schlechten Vergleichsternen hatten wir bereits gesprochen (Abb.1). Dargestellt ist, dass aktuelle Beobachtungsübung bessere Ergebnisse bringt.

Erkennbar ist bei den beiden Lichtkurven das Problem einer richtigen Auswertung:

Diese Frage kann recht leicht gelöst werden. Legt man in die Lichtkurve der Abb.2 eine, den Schätzungen in ihrer Güte übliche Lichtkurve (gestrichelte Linie), so kommt man auf ein Ergebnis ohne B-R ! Ob der Beobachter das schön findet oder nicht, es entspräche sinnvoller Auswertung ebenfalls.

In Abb. 3 sind von mir bereits übliche Auswertungsformen eingebracht worden, die aus dem Bereich der MIrasterne stammen: Pogson wertet grundsätzlich nach den An- und Abstiegen den Zeitpunkt des Maximums aus. Er käme hier auf etwas frühere Zeiten, die dem dargestellten Maximum keinen Abbruch täten; denn ob das Maximum wegen eines Punktes wirklich später liegt, dass kann nach Prüfung selbst der Beobachter nicht mehr sagen. Auch ich nicht, weil ich mich bei der Bemerkung gar nicht mit der einzelnen Schätzung beschäftigt habe und auch im Nachhinein dazu nichts finde.

Insgesamt haben unsere Sektionsleiter bei der Beurteilung solcher eingehenden Schätzungen und Auswertungen sicher ihre Mühe, hier das Richtige zur Veröffentlichung geeignete Ergebnis zu bestimmen. Denn es ist ihr Job hierbei die Sektion Auswertung und Publikation zu unterstützen.

Weil ich mir etwas unklar war über die Einordnung meiner Beobachtungen hatte ich Michael Dahn gebeten, mir die B-R Lichtkurve von SW And zu senden. Aus dieser sind keine erheblichen Abweichungen zu erkennen. Eine Abweichung von über 1/2 Stunden ist unüblich. Mein Abeuteuer in den Bereich Doppelmaxima und leicht erkennbaren Blazhko-Effekt war wohl nichts.

Werner Braune

Rundbrief 3/2000