Rundbrief Verzeichnis

50 Jahre BAV
Gedanken zur BAV vom neuen 1. Vorsitzenden

50 Jahre gibt es nun die BAV, ein stolzes Jubiläum, welches im letzten Rundbrief, in Hartha und in Sonneberg gewürdigt wurde. Beruhigend fand ich dann aber, dass in Sonneberg neben einem Rückblick vor allem nach vorne geschaut wurde, schon die Themen der Referenten machten dies klar. Ich möchte an dieser Stelle einige Sätze zu einigen Themen schreiben, die mir wichtig erscheinen. Jedoch soll dies keine Abhandlung werden, sondern zum Diskutieren anregen.

Meine Aufgaben als 1. Vorsitzender:

Es wäre schön, wenn möglichst vielen Mitgliedern aufgefallen ist, dass die BAV schon mehrere Jahre faktisch keinen 1. Vorsitzenden hatte, dass alle seine Arbeiten vom Duo Hübscher/Braune erledigt wurden! Deshalb muss meine erste Aufgabe darin bestehen, hier für eine Entlastung zu sorgen. Werner Braune hat ja wieder mit dem Beobachten begonnen, und möchte dies gerne in der Zukunft verstärken und vielleicht taucht ja auch der Name von Joachim Hübscher wieder unter den aktiven Beobachtern auf. Im Ernst: Ich halte es für sehr fragwürdig, wenn ein Vorstand in einem auf Beobachtung ausgelegten Verein nicht selbst beobachtet. Ärgerlich wird es dann, wenn es deshalb nicht geschieht, weil die Vorstandsmitglieder durch ihre Vereinsarbeit überlastet sind. Deshalb gilt für mich, dass mein Beobachtungsprogramm Vorrang hat, und das es schön wäre, wenn m÷glichst viele sich aktiv an der Gestaltung des Vereins beteiligen würden.

Weiter sollte ich den Verein repräsentieren, d.h. unter anderem auf Tagungen, Treffen etc. vor Ort sein. Dies kann ich nur sehr eingeschränkt tun, da ich an den Wochenenden arbeite. So wurde schon vorab abgeklärt, dass dies Werner Braune übernehmen wird.

Die Kommunikation mit den neuen und alten Mitgliedern. Wie gewünscht bin ich nun endlich per E-Mail erreichbar. Feststellen möchte ich aber ausdrücklich, dass ich sehr gerne Briefe schreibe und welche erhalte, auch wenn dies so schrecklich altmodisch ist. In der letzten Zeit bin ich sogar wieder dazu übergegangen, Briefe handschriftlich zu verfassen! Punktum: Ich freue mich über jede Nachricht egal wie, wirklich sehr gerne auch einen handschriftlichen Brief, Postkarten für kleine Nachrichten soll es übrigens auch noch geben.

Konzeptionelles Arbeiten. Hier möchte ich einige Punkte etwas ausführen, die mir besonders wichtig und spannend erscheinen.

Visuelles Beobachten:

Ich bin überzeugter und bekennender visueller Beobachter und werde es wohl bis ans Ende bleiben. Schön dabei ist, dass ich dabei jede Menge neuer Erkenntnisse produziere. Doppelidentifikationen, falsche Perioden, falsche Amplituden, falsche Typbestimmungen, spektakuläre Lichtkurven... . Es gibt dabei nur einen Punkt zu beachten, dann kommen die interessanten Resultate von selbst die richtige Sternauswahl und Ausdauer.

Fast alle meiner (75) Sterne habe ich weltweit exklusiv, wobei ich dabei ausdrücklich von Sternen im Bereich von 8.0-14.0 mag und Amplituden von 1.0-6.0 mag rede, also Sternen, die für viele Beobachter zugünglich wären. Setzten wir aber noch einen drauf. Es würde mir nicht schwer fallen, einem Interessenten mindestens weitere 100 Sterne gleicher Qualität zu nennen, die keiner beobachtet! Natürlich rede ich hier von langperiodischen Pulstationsveränderlichen, dem Gebiet in dem ich mich am Besten auskenne. Was ist aber mit einer ganzen Reihe von Bedeckungsveränderlichen im Bereich von 11.0-14.0 mag mit Amplituden von 1.0-3.0 und mehr mag, von denen zumindest ich noch nie ein Minimum gesehen habe? Visuelles Beobachten bei Bedeckungsveränderlichen unsinnig? Ich denke es wird in Zukunft eine Aufgabe für die BAV sein für die einzelnen Sterntypen klar darzulegen mit welchen Methoden, welchen Aufgabenstellungen, welche Einzelsterne bearbeitet werden sollten. Und dann keine Angst, für die visuell beobachtenden Amateure werden Berge von Beobachtungsobjekten zurückbleiben, auch ohne gleich mit 20-Zöllern kommen zu müssen.

CCD:

Vor einigen Jahren gab es eine Frage für BAV-Mitglieder: Soll ich auf CCD umsteigen? Heute stellt sich mehr die Frage: Wie binde ich die neuen Mitglieder, die eine CCD- Kamera mitbringen und natürlich benutzen wollen, am besten in die BAV ein. CCD ist zu etwas normalem geworden, und immer mehr merken, dass nur nette Bilder machen auch nicht das gelbe von Ei ist, bzw. dass ihre CCD-Kamera eigentlich viel mehr kann. Hier steckt ein enormes Potenzial für die BAV, zumal Genauigkeiten bei sehr schwachen Sternen erzielt werden können, die vor einigen Jahren einfach utopisch waren. Hier möchte ich aber auch etwas Kritik üben. Da ich selbst nicht mit einer CCD- Kamera arbeite ist der Rundbrief eigentlich das Forum, wo ich erfahren kann, was so in der BAV in diesem Bereich geschieht. Leider habe ich das Gefühl, dass viel gemacht wird, dass aber nichts nach außen dringt. Dies könnte mit einigen Artikeln beispielsweise über den derzeitigen Stand der Entwicklung, aktuelle Programme, Stand in anderen Ländern und Zusammenarbeit mit diesen, vermieden werden.

Stardial:

In naher Zukunft wird es Beobachter in der BAV geben, die zum Himmel blicken, feststellen, dass es bewölkt ist und deshalb beschließen veränderliche Sterne zu schätzen am Computer halt! Hoffentlich kommt in der BAV niemand auf den dummen Gedanken darüber die Nase zu rümpfen wir mussten im Winter noch frieren um zu unseren Schätzungen zu kommen oder sonst so einen Unfug. Was für Möglichkeiten Stardial bietet, hat Bela Hassforther nicht nur in Sonneberg gezeigt u.a. 90 potenzielle neue Veränderliche, 30 davon bestätigt!

Sonneberg-Platten auf CD-Rom:

Gleiches Spiel wie oben! Ich freue mich auf BAV-Mitglieder, die sich dem Erstellen von historischen Lichtkurven widmen werden. Viele neue Erkenntnisse warten, wenn ich es recht im Kopf habe können rund 10 000 Sterne auf den Platten bearbeitet werden! Von neuen Erscheinungen wie z.B. im letzen Rundbrief (S. 146f) berichtet ganz zu schweigen!

Ich möchte mit diesen wenigen Punkten (das Thema ist nur angerissen!) andeuten, wie vielfältig das Beobachten heute ist, und was für Möglichkeiten der Amateur heute hat. Für mich besteht eine der Hauptaufgaben der BAV darin, einem Interessenten zu helfen sich in der Vielfalt der M÷glichkeiten zurechtzufinden bzw. in Bezug auf seine vorhandenen Geräte, seiner Zeit, seinem Beobachtungsplatz... herauszufinden was das Optimum für ihn und andere (BAV-Mitglieder, Fachastronomen) ist. Dies kann aber nur die BAV als Ganzes, d.h. der Vorstand, insbesondere auch die Sektionsleiter welche sich zu ihren Sterntypen Gedanken machen und diese über den Rundbrief den anderen mitteilen sollten, und alle aktive Beobachter.

Gerade die aktiven Beobachter können mit einer Beschreibung ihrer Beobachtungsrealität, ihrer Programme, einzelner Sterne etc. viel zu einem lebendigen Rundbrief und einer lebendigen BAV beitragen. Es gab in der letzten Zeit einige Artikel, die in diese Richtung gingen. Ich würde mich aber über weiteres freuen. Exemplarisch möchte ich mir erlauben einige Artikel in den Raum zu stellen, ohne den genannten Personen zu nahe treten zu wollen. Wie wäre es z.B. mit: Harald Marx: 35 Jahre T Cep und andere Mira-Sterne, Franz Agerer: Aktuelles und Neues von den bayerischen CCD´lern, Eckhard Born: Wie ich es schaffe so genaue und lückenlose Lichtkurven zu erlangen, Günther Krisch: Erfahrungen mit meinem Dobson (sonst muss ich den Artikel doch noch selbst über meinen Dobson schreiben!), Danny Scharnhorst: Wieder dabei!, Jörg Schirmer: Meine ersten Eindrücke von den Veränderlichen und der BAV, und viele viele andere Artikel. Es muss ja nicht immer ein perfekt ausformuliertes Werk sein, die RB-Redaktion ist auch an Konzepten und Entwürfen interessiert.

Bei alle dem muss aber schließlich dann klar gesagt werden, dass ich denke, dass die BAV auf einem guten Weg ist, aber es auf der anderen Seite viel Stoff für Diskussionen gibt.

Peter Maurer, Hauptstraße 49/I, 74177 Bad Friedrichshall 07136/24429, maurpeter@aol.com

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