Bericht vom Veränderlichen-Beobachter-Treffen im Mai in Hartha

Bereits im Vorfeld sagte Wolfgang Moschner einen Vortrag zur internationa- len Zusammenarbeit bei GX-Gem ab. Das tangierte die angekündigte Tages- ordnung nicht mehr erkennbar. Eher gab es dem Ablauf mehr Diskussions- freiraum.

Die kurzfristigen Absagen von Béla Hassforther, Peter Kroll und Ernst Pollmann ergaben aber einen erkennbaren Mangel bei der geplanten Aus- sprache am Vorabend zum Thema "Zukunft der BAV", als dessen Anreger sich Ernst Pollmann in Sonneberg gezeigt hatte.

Den Veranstaltern am Ort konnte ich die Panik nehmen, dass ggf. die Stern- warte mit maximal 30 Plätzen überfüllt sein könnte. Teilnehmerzahlen zu schätzen, ist kein einfacher Job. Hartha liegt der Erfahrung nach im Rahmen des Platzangebotes, BAV-Tagungen im allgemeinen deutlich darüber.

Der Vorabend

In die Aussprache am Vorabend bezogen wir alle anwesenden 12 Teilneh- mer ein, ohne zwei Gruppen zu bilden, wie es ursprünglich beabsichtigt und thematisch vorgesehen war.

Bei dieser Berichterstattung folge ich wortgleich einem Mail unmittelbar an die Nichtanwesenden, außer an Herrn Pollmann, zu dem Joachim Hübscher den Kontakt unmittelbar hatte. Meinen Eindruck erhielt als Nichtanwesender auch Peter Maurer, der später auch das Protokoll bekam.

"Die Abstimmung über das zu behandelnde Thema brachte den Schwerpunkt zum Thema 1 (Beobachtungsergebnisse publizieren), da man der Ansicht war, dass die technische Seite der beobachterischen folgt.

In der Einleitung zeigte Joachim Hübscher die beobachterische Unruhe auf bei jungen Beobachtern im Internet. Wohl mit der Ansicht, im Kreis der Anwe- senden deutlich zu machen, was virtuell läuft und die BAVer darauf einzu-stimmen. Logisch wurde dies dem Bereich der Eruptiven zugeordnet. Wo anders pressiert es nicht. Da die Anwesenden aus ihrer Erfahrung nur Ruhe mitbrachten (EB’s, Mirasterne) war für die neuen Medien wenig Einfühlungs-vermögen vorhanden. Auch der "neue" Umgang mit dem BAV-Forum scheint noch nicht alle Mailer so erwischt zu haben, z.B. Wolfgang Quester.

Die Diskussion landete dann im Bereich der nicht zu ortenden Einzelschät- zung eines Beobachters, der seine Wahrnehmung an viele Stellen im Net verteilt. Man kann aus einer Datenbankangabe nicht auf die Güte einer Beobachterangabe zurück schließen und auch nicht Mehrfachbeobach-

tungen auseinanderhalten. Dies wurde als ein wesentliches Problem bei der Arbeit der Fachastronomen angesehen. Und führte (in dem gemischten Kreis von Ergebnisbeobachtern ohne Einzelschätzer!) zu der Forderung, dass alle Beobachtungen erst einmal zur BAV gehen sollten, die alle Beobachtungen dann weiter frei gibt – also möge die AAVSO oder AFOEV aus einer Daten-bank der BAV die Schätzungen abfragen! (Mehrheitsmeinung im Kreis der Diskutierenden). Dass wir dies seit Bestehen der BAV anders handhaben, zeigt die praktizierte Realität (also Abweichung von Wunsch zu Realität).

Insgesamt konnte man feststellen, dass Änderungsnotwendigkeiten hin-sichtlich allgemeiner Handhabungen in der BAV grundsätzlich nicht ange-zeigt sind.

Es gab die üblichen Anregungen: Aktualitäten verstärkt ins BAV-Forum, ins VSNET nur Eruptive, keine sonstigen Sterne, internationale Zusammenarbeit unter Führerschaft der BAV bei Bedeckungsveränderlichen, Jugendarbeit verstärken etc. Ggf. habe ich die Sache zu einseitig gesehen."

Eine wesentliche Anregung zur baldigen Umsetzung war für mich der Hin- weis, dass nun endlich auch neue Karten zum Standardprogramm der Bedeckungsveränderlichen und RR-Lyrae-Sterne erstellt werden sollten.

BAV-Treffen am Samstag

Teilnehmer: F. Agerer, Th. Berthold, W. Braune, H. Busch, C. Dähne, G.-U. Flechsig, A. Gellrich, H. Goldhahn, J. Hübscher, A. Krawietz, A. Mey, Dr. R. Meyer, J. Neumann, Dr. G. Petter, W. Quester, K. Rätz, M. Rätz, St. Rätz, H. Schmidt, A. Viertel, F. Vohla, U. Witt, und H.-G. Zaunick

Eröffnung und Begrüßung

Nach der Ankunft der letzten Berliner, die zugleich Herrn Neumann aus Leipzig mitbrachten, wurde das Treffen von Joachim Hübscher eröffnet. Wir

folgten einem nach Sonneberg geäußerten Wunsch zur Verjüngung in der Diskussionsleitung. Joachim Hübscher sagte hierzu, dass es nur ein kleiner Sprung sei von 59 auf 53 Jahre. Für alle und mich war es sicher ein größe- rer Gewinn: Weg von meiner Schwerhörigkeit und hin zu einer lockereren Art der Präsentation.

Seitens der Veranstalter am Ort brachte Helmut Busch in seiner Begrüßung zum Ausdruck, dass nun erfolgreich auch Apsidensterne und bisher Vernachlässigte mit neuen Ergebnissen beobachtet wurden. Nach seiner Zählung waren 45 Beobachter beteiligt und weniger mit nur einem Ergebnis.

Berichterstattung vom "Brainstorming" des Vorabends

Zum dreistündigen "Brainstorming", das aber in Form einer allgemeinen Diskussionsrunde stattfand, gab Joachim Hübscher einen Überblick, den ich hier nur in Kurzform nach meinen Notizen darstelle. (Eine ausführliche Fassung, die am 29. Mai ins BAV-Forum ging, ist separat zu lesen).

Die Technik entwickelt sich allein und wir passen uns an. Die Amateure entfalten sich selbst, allerdings sollten die Sektionsleiter mehr anregen. Die Schnelligkeit in der Veröffentlichung ist je nach Sterntyp unterschiedlich: Für EB- und RR-Sterne reicht der Rundbrief. Die Kennzeichnung wichtiger Sterne im BAV Circular sollte wieder aufgenommen werden. Das "BAV-Forum" per E-Mail sollte einbezogen, die nicht Beteiligten aber nicht vergessen werden.

Lichtkurvenblätter bleiben erhalten, bei Eruptiven werden allerdings nur wenige, gut bestimmte Ergebnisse publiziert.

Für Einzelschätzungen gilt wie für alle Ergebnisveröffentlichungen, dass Doppelveröffentlichungen zu vermeiden sind. Bei Einzelschätzungen wird am liebsten nur eine BAV-Datenbank mit kontrolliertem internationalen Zugriff gesehen. Das ist aber nicht machbar, daher bleibt es bei der AAVSO- und AFOEV-Zusendung. In das VSNET kommen nur Schätzungen von Eruptiven.

Insgesamt sind die BAV-Abläufe in Ordnung. Den EB-Schwerpunkt sollte man in Europa verstärken, da wir hier international führend sind. Schulen, Öffentlichkeitsarbeit und VdSJ gilt es zu verbessern.

In der Diskussion sprach sich Clemens Dähne dafür aus, die internationalen Fragen abzustimmen. Joachim Hübscher sagte zu, dass eine ausführliche Zusammenfassung im Rundbrief erscheinen wird, einschließlich einiger ein-gegangener schriftlicher Beiträge zur gesamten Diskussion hinsichtlich "Zukunft der BAV".

Andreas Viertel

U Cep nach visuellen und einer CCD-Beobachtung und Recherche

In seinem, separat wiedergegebenen Vortrag befasste sich Andreas Viertel zum einen mit der asymmetrischen Lichtkurve dieses bekannten circumpo- laren Bedeckungsveränderlichen großer Amplitude (6.8 – 9.1mag) und der Periode von rd. 2.49 Tagen mit einer totalen Bedeckung "d" von rd. zwei Stunden.

Eine CCD-Beobachtung von Hans G. Diederich ergab unlängst durch einen Anstiegsbuckel eine starke Verkürzung des "d".

Die Gesamtlichtkurve zeigt auch bei den wenig ausgeprägten Nebenminima schiefe An- und Abstiege. Die Radialgeschwindigkeitskurve ist ebenfalls schief mit großer Streuung. Als Lösung ergibt sich hier nur das Vorhanden- sein eines Gasstromes im Sternsystem. Seit 1906 bis 1996 hat sich die Periode um 9,5 sec. vergrößert. Das (B-R)-Diagramm gibt in Form einer Parabel mit einer erkennbaren geringfügigen Unterbrechung den kontinuier-lichen langfristigen Massestrom wieder.

In der Diskussion zeigte Wolfgang Quester auf, dass das "d" durch den Massestrom verschoben wird mit der Folge, dass Beobachtungsergebnisse stark streuen. Bei lichtelektrischen Beobachtungen deuten solche Streu- ungen , die nach der Güte der Beobachtungen eigentlich nicht vorkommen dürften, fast immer auf einen Gasstrom hin.

Da nun vor der Mittagspause Zeit blieb, fügten wir folgende Beiträge ein:

 

Wolfgang Quester

Planung CCD-Workshop im September in Sonneberg

Der Termin konnte in der Diskussion auf den 28.-30. September festgelegt werden. Themen könnten Auswertung mit Messwertgewinnung durch ver- schiedene Programme, CCD-Technik: Stand und Perspektive, Stardial und BOSS sein.

Zur Frage der Zielsetzung: Alle BAVer mit Net oder nur CCD-Einsatz, ergab sich sowohl als auch. Im ermittelten Rahmen kümmert sich Wolfgang Quester um die Gestaltung .(Ergebnis: Einladung in diesem Rundbrief).

 

Hans-Georg Zaunick

DV-Programm-Entwicklung für alle Veränderlichenbeobachtungsbelange

Auf einem übersichtlichen DV-Fenster zeigte Hans-Georg Zaunick das von ihm programmierte DV-Programm für alle Belange der Veränderlichen- beobachtung.

Auf der Basis von Katalogangaben können Vorhersagen erhalten und mit einem Suchfenster Perioden, Magnituden oder Grenzgrößen sowie RA und Deklination ausgewählt werden.

Das Auswertungsprogramm macht auch die automatische Übernahme von Messreihen zu Lichtkurven. Es stellt die Spiegelung einer Lichtkurve ebenso zur Verfügung wie die Verschiebung einer Lichtkurve auch auf andere Ergebnisse. Argelander-Stufenschätzung wird umgerechnet zur Lichtkurve. Polynomeingaben sind möglich. Die Lichtkurve ist exportierbar und als Lichtkurvenblatt druckbar. Soweit das bisher Vorhandene, in verblüffend übersichtlicher Form und erkennbar einfachster Handhabung Vorgestellte.

Gewünschte Optionen werden gern angenommen. Hier erfolgten Hinweise aus der begeisterten Zuhörerschar: Dateienbearbeitung bis (B-R)- Diagram-me, Kalendereinbau, Pogsonauswertung.

Eine Präsentation ist für das BAV-Forum geplant.

 

Manfred Rätz

Beobachtung von Mirasternen mit CCD-Kamera

Die CCD-Kamera ist mit einem 8"er verbunden, kleine Positionsänderungen sind zentral möglich. Trotz eingeschränktem Himmelsbereich konnten einige Lichtkurven gewonnen und vorgestellt werden. Nachfolgend sind die Ergeb- nisse an BO-Dra dargestellt (lt. GCVS 12.7 – 14.5 p, Periode 274,5 d). Die Beobachtung erfolgt bisher im integralen Licht. Der Übergang zu Filterbeo- bachtungen ist vorgesehen.

Vor der Mittagspause wurde von Kerstin Rätz bei herrlichstem Sonnenschein das Teilnehmerfoto mit ebenso strahlenden Gesichtern gemacht. Wenn auch die Fotografin zwangsläufig fehlt, ist sie doch sehr schön durch ihre Tochter Stefanie vertreten.

Teilnehmer des BAV-Treffens in Hartha am 12. Mai 2001

Stehend von links: Dr. G. Petter, Th. Berthold, A. Mey, G.-U. Flechsig, H.-G. Zaunick, A. Viertel, F. Vohla, J. Neumann, W. Braune, U. Witt, H. Busch, C. Dähne, Dr. R. Meyer, H. Schmidt, M. Rätz, St. Rätz.

Unten hockend von links: A. Gellrich, H. Goldhahn, A. Krawietz, W. Quester, J. Hübscher, F. Agerer

Nach der ausgiebigen Mittagspause standen noch zwei Vorträge auf dem Programm.

Wolfgang Quester

Qualitätssicherung für Veränderlichenbeobachter

Anhand übersichtlicher Folien der Stichworte stellte Wolfgang Quester das Thema vor. Die Arbeit muss ihren Verwendungszweck erfüllen und der Kundenwunsch muss vom Lieferanten erfüllt werden, ggf. sind Kompromisse nötig. <Mit Kunde sind die Fachastronomen gemeint, Lieferanten sind die Veränderlichenbeobachter>. Die Qualitätssicherung umfasst Planung, Ausführung, Auswertung und Berichterstattung. In diesem Rahmen befasste sich der Vortragende sodann in guten Übersichten mit systematischen und zufälligen Fehlern und deren Beurteilung (Standardabweichung etc.).

Joachim Hübscher

Die Herausgabe der BAV Mitteilungen

Dieser umfassende, hier nur kurz dargestellte Vortrag, war bereits für zwei BAV-Treffen konzipiert, fiel aber immer wegen Zeitmangels aus. Heute passte er vorzüglich zu den vorangegangenen Ausführungen, zeigte er doch auf wie der Beobachtungseingang als Lichtkurvenblätter kurzfristig zur Information und Prüfung über die Sektionsleiter läuft. Und dann nach weiterem Check gegen Elemente und bereits vorliegende Beobachtungen (zumeist gegen die Lichtenknecker-Database) geht es erst in die Veröffent-lichung als BAV Mitteilungen. Zurückstellungen unklarer Fälle kommen vor.

Vor dem Abschluss der Veranstaltung konnte Helmut Busch noch darauf hinweisen, dass bei CV-Boo - im Rundbrief 1/2001 wurde über Perioden-konfusion berichtet – noch alles stimmt, was er in den 80er Jahren in Sonne-berg abgeleitet hat und in den HBZ 21/22 publizierte.

Mit Dankesworten an die Gastgeber schloss Joachim Hübscher etwas vor der geplanten Zeit die Veranstaltung. Während einige schon aufbrachen, beschäftigten sich andere noch am PC mit der Vorstellung mitgebrachter DV-Programme.

Mir konnte Kerstin Rätz eine neue Diskette aller bei der BAV-Sektion vor- liegenden Karten zu Mirasternen etc. übergeben. Es sind nun auch alle Karten von Peter Maurer und Jörg Neumann hier erfasst, also mehr als in den BAV Blätter 6 veröffentlichten. Diese Exel-Datei steht gern zur Einsicht-nahme ersatzweise zur Verfügung.

Werner Braune