Rundbrief Verzeichnis

Über Lichtkurven und Qualitätssicherung

In der BAV Mailingliste gab es im Rahmen der Diskussion über die Zukunft der BAV auch mehrere Beiträge zur Qualitätssicherung von Lichtkurven, die entweder von einzelnen Beobachtern anhand ihrer Schätzungen erstellt werden, oder durch die Zusammenfassung vieler Einzelbeobachtungen entstehen. Die Qualitätssicherung soll systematische Fehler, z.B. durch unzureichende Vergleichssterne, und Ausreißer entdecken sowie eine Bewertung der Beobachtungsgenauigkeit einzelner Personen durchführen.

Über den Sinn der Erstellung von Lichtkurven durch Einzelbeobachter gehen die Meinungen weit auseinander. Zusammenfassend läßt sich aber feststellen, das der Sinn abhängig vom Sterntyp ist: Während mit Kurven von Eruptiven, die meistens an den entscheidenden Stellen des Ausbruchs zu dünn besetzt sind, nur selten etwas angefangen werden kann, ist die Lichtkurve eines Bedeckungsveränderlichen zur Bestimmung des Zeitpunktes der Bedeckung notwendig. Bei langperiodischen Sternen benötigt man sie wenigstens zur Qualitätssicherung.

Gemeinschaftslichtkurven gibt es in der BAV praktisch nicht mehr im Rahmen der Auswertung. Lediglich in Artikeln über das aktuelle Verhalten von Sternen werden sie herangezogen. Die aus den Einzellichtkurven abgeleiteten Ergebnisse verschwinden, so wurde mehrfach bedauert, in den BAV Mitteilungen und werden später nicht mehr beachtet.

Die Sammlung der Daten erfolgt international für Eruptive Sterne am stärksten im VSNET und für Langperiodische bei der AAVSO. Die AFOEV-Datenbank stellt eine leicht zugängliche Teilmenge der beiden großen Datenbanken dar.

Die Lichtkurven mehrere Beobachter stehen bei keiner der Organisationen in auswertbarer Form zur Verfügung, aber mit einem geeigneten Darstellungsprogramm ist jede Form der Analyse möglich. Alle drei Organisationen speichern zu jeder Beobachtung den Beobachter, leider mit verschiedenen Kürzeln. Dadurch wird eine beobachterorientierte Auswertung schwierig, insbesondere hinsichtlich der Qualitätssicherung und zur Vermeidung von Doppelteinträgen, aber mit geeigneten Programmen läßt sich auch dieses Problem umschiffen.

Natürlich gibt es verschiedene Probleme beim Vergleich der Lichtkurven. Nicht nur bei Mira-Sternen gibt es viele Sternfreunde mit sehr wenigen Beobachtungen des Objektes während einer Periode. Diese Beobachtungen sollte man entfernen und nur heranziehen, wenn sie größere Lücken füllen.

Als nächstes muß man alle Kurven der übrigbleibenden Beobachter vergleichen, die Qualität jedes Beobachters bewerten, und anschließend die relevanten Daten aus den Lichtkurven herausziehen. Zur Sicherung der Ergebnisse sollte immer wieder zwischen der Gesamtlichtkurve mit Gesamtergebnissen und Einzellichtkurven mit Einzelergebnissen differiert werden. Beides Gruppen sind in Einklang zu bringen. Sinnvollerweise vergleicht man Einzellichtkurven, indem sie übereinandergelegt und für jeden Beobachter in einer anderen Farbe oder mit einem anderen Symbol gekennzeichnet werden.

Die AAVSO scheint eine derartige Qualitätssicherung übrigens NICHT durchzuführen, da in allen Artikeln die üblichen 1mag breiten Gemeinschaftslicht"straßen" gezeigt werden. In diesen gehen alle kleinen Variationen unter, die zum Teil nur von geübten Beobachtern mit hoher Beobachtungsdichte gesehen werden.

Als Beispiel für die Notwendigkeit einer Qualitätskontrolle soll das Beispiel der rekurrenten Nova T CrB dienen, die in den Jahren 1866 und 1946 ausbrach. Frank Vohla reichte eine qualitativ sehr gute Lichtkurve ein (unten), in der man die halbregelmäßigen Schwankungen des Sterns während seines derzeitigen Minimums erkennen kann. Die Gemeinschaftslichtkurven aus VSNET- und BAV-Beobachtungen (oben) zeigt diese Schwankungen erst bei der Verwendung von Dreitagesmitteln (mittlere Kurve). Eine weitere Qualitätsverbesserung ließe sich durch das oben genannte Vorgehen erreichen, um beispielsweise die schlimmsten offensichtlichen Ausreißer zu eliminieren. Erst danach sind sinnvolle Ergebnisse möglich.

, Bovenden

Rundbrief Verzeichnis