Rundbrief Verzeichnis

Veränderliche am südlichen Himmel

Anton Paschke

Seit Jahren bin ich bemüht, Beobachter auf der südlichen Halbkugel zu finden. Es scheint mir selbstverständlich, dass diese Englisch, Spanisch oder Portugiesisch (aber kaum Deutsch) sprechen werden und würde darum das bewährte Kürzel BAV abermals erweitern. "B" diesmal für Babylonisch. Aber der Erfolg war bisher bescheiden.

Eine Gelegenheit schien mir aber doch zu bestehen und so bin ich Mitglied der IAS geworden, was für die "Internationale Amateur-Sternwarte" steht. Am ersten Abend habe ich dort Dieter Husar getroffen, aber sonst scheinen zwischen BAV und IAS wenig Verbindungen zu bestehen.

Die IAS hat die Idee (und einen Vertrag), eine Sternwarte auf dem Gamsberg in Namibia zu errichten und betreiben. Der Berg ist etwa 2300 m hoch, es führt eine Strasse ("jeepable road" kommt mir dazu in den Sinn) hinauf. Da es aber schwierig ist dort zu starten, hat man beschlossen so als Zwischenstufe eine Sternwarte auf der Farm Hakos, etwa 20 km vom Gamsberg entfernt, zu errichten. Die Farm gehört Herrn Walter Straube.

Vor meiner Reise dorthin habe ich immer ein bisher nicht erwähntes, nahe (etwa 20 km) gelegenes Dorf, Gasthaus oder Tankstelle vermutet. So etwas gibt es aber nicht. Das "nächste Dorf" ist Windhuk, 140 km weit entfernt mit 350 000 Einwohnern und Hauptstadt. Zum internationalen Flughafen ist es noch 40 km weiter. Ein zweiter Flugplatz, Windhuk-Eros mit Verbindungen nach Johannesburg liegt praktisch in der Stadt.

Öffentlichen Verkehr von Windhuk Richtung Hakos gibt es keinen. Ob man einenTaxifahrer überreden könnte, blieb noch ungeklärt. Die Strasse (C26) ist breit aber nicht asphaltiert. Wer im Land herumkommen will, mietet ein Auto. Wenn einem aber mal ein anderes Auto entgegen kommt, sollte man sich erinnern, dass links gefahren wird!

Es scheint mir wichtig, dass sich potenzielle Besucher im voraus ein richtiges Bild von Hakos (und Namibia) machen: flächenmäßig groß, betrieblich aber klein. Ich habe miterlebt, dass ein Astrofreund erwartet wurde, der hier einen Monat voraus gebucht hatte. Danach hat er dies weder bestätigt noch abge- sagt. Herr Straube fährt also los, um den Mann am Flughafen zu holen und dieser erscheint nicht. Ein Tag und 360 km Autofahrt auf Schotterpiste war für die Katz.

Ursprünglich hatte man bei der IAS für den April 2002 Bauarbeiten vorge- sehen und ich hätte da mitgemacht und nebenbei auch beobachtet. Es ist dann etwas anders gekommen, ich bin aber doch zusammen mit Christian Schubert am 25.April abends mit der Air Namibia in Frankfurt abgeflogen. Am nächsten morgen sind wir in Windhuk gelandet, mit einem Sammeltaxi in die Stadt gefahren und haben das Cafe Schneider aufgesucht, wo wir mit Walter Straube verabredet waren. Abgeholt hat uns sein Schwiegersohn Friedhelm und nach Besorgungen und Einkäufen ging es Richtung Hakos. Meine Reisezeit war 28 Stunden, von Tür zu Tür.

Die ersten drei (klaren) Nächte habe ich mit vergeblichen Bemühungen Verbracht, die bei IAS gebuchten Geräte aufzustellen, auszurichten und zum Laufen zu bringen. Es hat sich schwieriger als erwartet erwiesen. Danach bin ich in Straubes eigene, ebenfalls mietbare, Sternwarte umgezogen. Habe dabei einiges IAS-Material mitgenommen.

Es gibt eine (veralterte) Homepage, die Gästefarmen in Namibia vergleicht. Da schneidet Straube schlecht ab. Seine belächelte alte, schon von Vehrenberg benutzte Montierung ist aber gut ausgerichtet und betriebsbereit. Darauf ist ein Celestron 8 und ein vormaliger Zeissrefraktor mit Lichtenknecker-Optik montiert. Es stehen 60 W elektrische Leistung mit 12 V Spannung zur Verfügung. Das reicht für die Montierung und eine ST-7 Kamera. Mehr ist technisch machbar, wird aber zusätzlich berechnet. Die von mir benutzte ST-7 gehört der IAS so wie die zusätzlich herbeigetragenen Akkus. Ich habe einen eigenen Laptop, benutze aber gelegentlich auch den IAS eigenen PC, da man von diesem aus die Daten auf CDs, Iomega ZIP und USB Harddisk kopieren kann. Beim Laptop wird nur die interne Harddisk gefüllt, sobald sie voll ist, ist Schluss.

Ich habe mir RRab-Sterne vorgenommen, im Sternbild Apus (Paradiesvogel). Am SAI in Moskau revidiert man ja die Koordinaten der Sterne in alphabetischer Reihenfolge, zur Zeit ist man bei Crux angelangt. Apus ist ein kleines Sternbild, das überblickbar sein sollte. In der Rückschau erweist sich die Wahl als problematisch, selbst ? Apus ist ein schwacher Stern und das ganze Gebiet ist mit schwachen Sternen derart gefüllt, dass es schwierig ist, sich darin zurechtzufinden.

Das Rechnen einer Vorhersage macht nur bei den Sternen Sinn, die von Hipparcos beobachtet wurden. Die anderen nehme ich mir einfach eine ganze Nacht lang vor und versuche am Bildschirm zu erkennen, ob ein Maximum stattgefunden hat. Erst wenn das Maximum ausgeblieben ist, versuche ich mit Hilfe der meist ungenauen Periode eine Vorhersage und einen zweiten Anlauf. UV und UX Apus habe ich aber nicht wirklich identifizieren können, die Sterne mit den angegebenen Koordinaten sind zu hell und nicht merklich veränderlich. Das Feld um PQ Apus ist so dicht besetzt, dass ich nur ein paar Bilder gemacht habe, um zu schauen, ob ich sie auswerten kann. Anderenfalls muss ich nächstes Jahr das Celestron 14 der IAS nehmen. Freude machte mir UW Apus, schwach und unbekannte Periode, aber mit großer Amplitude. Die Resultate sollen in den BAV Mitteilungen resp. in IBVS publiziert werden.

Von 20 Nächten habe ich drei wegen der Geräte, eine wegen Wolken und eine wegen starken Windes verloren. Starker Wind ist auf Hakos relativ häufig. April und Mai ist Ende Regenzeit. Die besten Bedingungen sind im Juni bis August, da sind aber auch die meisten Besucher da. Selbst in der Regenzeit sind noch über 50 Prozent der Nächte brauchbar.

Nächstes Jahr plane ich wieder nach Hakos zu fahren und die gleichen Sterne zu beobachten, um die Perioden möglichst auf fünf Kommastellen genau zu bestimmen (im GCVS sind vier oder nur drei Kommastellen).

BAVer sind bei der IAS als Mitglieder willkommen. Einige haben sich aber schon über die hohen Mitgliedsbeiträge der IAS geäußert. Diesen kann ich Straubes Sternwarte empfehlen, allerdings müssen sie die eigene CCD-Kamera und Computer mitbringen. Für visuelle Beobachter hat die IAS einen 45 cm Dobson. Straube erwägt ebenfalls einen Dobson anzuschaffen.

Man könnte einige RR- oder EW-Sterne mit der CCD-Kamera beobachten und gleichzeitig mit dem Dobson visuell nach Minima von vernachlässigten südlichen EA-Sternen Ausschau halten. Natürlich kann man auch die meisten bekannten Sterne beobachten, nur die zwanzig Grad nördlich Ursa Major bleiben unsichtbar.

Emails und Homepages: hakos@mweb.com.na

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