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Aus der Sektion "Kurzperiodische Pulsationssterne":
Revidierte Elemente der BAV-Programmsterne

Anton Paschke

Es ist schon einige Jahre her, dass Michael Dahm als Leiter der RR-Lyr-Sektion zurückgetreten ist und ich die Funktion übernommen habe. Michael hat mir damals eine große Anzahl von Excel-Workbooks zugeschickt, jeweils eines für einen Stern, mit denen er neue Elemente der Sterne bestimmt hatte. Das Material habe ich nach und nach durchgesehen, die Elemente aber nur teilweise übernommen.

Die Bestimmung der Elemente ist nach meiner Meinung im wesentlichen subjektiv. Natürlich gibt es objektive Kriterien. Man möchte mit den Elementen eine Vorhersage für die nächste Zukunft rechnen. Eigentlich für ein Jahr, wegen der Arbeitsabläufe in der BAV werden es eher zwei Jahre bis die neuen Elemente verwendet werden. Das ist etwas anderes als wenn man das Verhalten eines Sterns über das vergangene Jahrhundert darstellen möchte. Für die Vorhersage sollen die neuersten Beobach-tungen das größte Gewicht haben. Man kann ein kompliziertes Spiel mit dem Gewich-ten der Beobachtungen aufziehen, das bringt einen Anschein von Objektivität. Es scheint mir einfacher, die Subjektivität des Vorgehens gerade zuzugeben. Die angegebenen Elemente sind also die, die mir gefallen. Man könnte leicht andere nehmen und das Ziel der Vorhersage auch erreichen.

Man kann ältere Beobachtungen ganz weglassen, wenn man genug neue Beobach- tungen hat. Meistens ist es nicht der Fall und das Resultat sind sprunghafte Änderungen der Elemente, wie man sie im Krakauer SAC von Jahr zu Jahr verfolgen kann (auch bei Bedeckungsveränderlichen). Im Vergleich zu Michael Dahm und auch zu Maria Kurpinska versuche ich die Elemente eher auf eine größere Anzahl Beobach-tungen, also weiter in die Vergangenheit, abzustützen. Für das nächste Jahr sollte die Vorhersage auf ? 0.01 Tage genau sein, wenn das für den jeweiligen Stern überhaupt machbar ist. Ein Hindernis kann der Blazhko-Effekt sein, dazu will ich aber mal einen eigenen Beitrag für den Rundbrief schreiben.

Anfangs hat mir Joachim Hübscher Listen mit allen neu beobachteten Maxima zuge-schickt, später nur mit visuellen Beobachtungen. Insgesamt habe ich etwa sieben Listen erhalten, die letzte im Juli 2003. Ich habe dann jeweils alle Maxima in den Computer getippt und (B-R)-Diagramme gezeichnet. Was ursprünglich als Kontrolle der Beobachtungen vor der Veröffentlichung gedacht war, ist zur Kontrolle der Elemente geworden. Die habe ich dann an Joachim zurück gemeldet und er hat sie, zumindest teilweise, ins BAV Circular übernommen. Nicht alle.

Inzwischen habe ich selbst aber eine gewisse Abneigung gegen Elemente entwickelt, bei denen man nicht sieht, worauf sie beruhen. Um zu beurteilen, was da vorliegt, braucht man das (B-R)-Diagramm. Nur leider fehlt im Rundbrief der Platz für all die Diagramme. Ich habe daher angefangen, sie ins Internet zu stellen. Im Prinzip. Nicht wirklich alle. Zudem habe ich auch noch eine Menge Bedeckungsveränderliche und verschiedene Beobachtungsaufrufe usw. dort. Von der Homepage der RR-Lyr-Sektion der BAV will ich aber nur das verlinken was auch RR-Lyrae-Sterne betrifft und die Kommentare werde ich möglichst Deutsch schreiben (das ist zur Zeit nicht so).

Frau Maintz schreibt bekanntlich eine Dissertation über RR-Lyrae-Sterne. Als Neben-produkt ist dabei eine Liste von etwa 550 Sternen entstanden, die als erstes einmal Hipparcos oder GSC-Identifikationen enthält. Damit befindet sich Gisela Maintz allerdings in einer Art Wettlauf mit Prof. Nikolai Samus, der das Selbe für alle GCVS Sterne anstrebt. Der 3.Teil des GCVS fehlt ihm noch; er hofft, bis Ende 2004 damit fertig zu werden und sich danach mit den Elementen zu beschäftigen. Ich glaube, dass Astronomen weltweit die "offizielle" Quelle bevorzugen werden. Im Moment haben wir mit der Liste von Frau Maintz allerdings einen Vorsprung, der noch ein Jahr anhält. Es ist deshalb sehr zu begrüßen, dass sie die Liste auf ihre Homepage gestellt hat: http://www.astro.uni-bonn.de/~gmaintz/

Ein weiterer Punkt ist die GEOS (+ BAV) Sammlung der Maxima. Daran arbeitet Jean Francois LeBrogne fast allein, er sucht weitere Maxima in der Literatur. Mit Elementen hat er nichts gemacht, erst Anfang Januar 2004 hat er mir eine Liste von Sternen ohne Elemente gegeben. Es waren etwa 15 Stück, einige, nicht alle, habe ich ergänzen können.

Dabei habe ich mich aber entschlossen, die ganze Liste von Frau Maintz durchzuar-beiten und neue Elemente zu bestimmen, die dann sowohl der Liste wie der Daten-bank zugute kommen können. Es ist ein willkommener Anlass, die ganzen Daten wieder mal zu durchackern. Als Erstes wollte ich einmal die BAV-Programmsterne auf neuen Stand bringen. Das ist jetzt getan. Ich kann die überarbeitete Liste an Interes-senten abgeben, zuerst natürlich an Joachim Hübscher für das BAV Circular 2005, Gisela Maintz für die Liste auf ihrer Homepage, Wolfgang Moschner für die Vorher-sagen auf seiner Homepage und Jean Francois LeBorgne für die Databasis. Damit ist dann auch das Problem der (B-R)-Diagramme vom Tisch, die werden auf der Home-page automatisch gerechnet und gezeigt: http://webast.ast.obs-mip.fr/people/leborgne/dbRR/

Ich werde nicht die ganze Liste im BAV Rundbrief drucken wollen. Viele der Elemente unterscheiden sich von der älteren Version nur auf den hintersten Dezimalstellen und viele werden bald wieder geändert werden. Ich werde weiterarbeiten mit der Liste von Frau Maintz. Da gibt es noch etwa 100 Sterne, für die wir neue Beobachtungen haben. Bei schätzungsweise 350 Sternen werden vorläufig noch die GCVS Elemente herhal-ten müssen. Einige Sterne haben gar keine Elemente. Die Arbeit sollte bis Sommer 2004 abgeschlossen sein.

In dem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass Jean Francois LeBorgne und sein Bürokollege Alain Klotz darüber einig geworden sind, RR-Lyrae-Sterne als sekundäres Programm der Tarot-Teleskope zu beobachten. Das primäre Programm von Tarot ist das optische Nachleuchten von Gamma Bursts, wesentliches Merkmal der Fernrohre ist ihre Beweglichkeit. Tarot nord steht in der Provence (hoher Anteil klarer Nächte) und hat seit Ende Januar, d.h. in etwa zehn Nächten, 14 Maxima beobachtet. Vorläufig mal sind es wohlbekannte Sterne. Es zeigt sich, dass gut mehrere Sterne gleichzeitig beobachtet werden können, dass damit aber die Messgenauigkeit abnimmt. Logi-scherweise. Es wäre aber möglich, mindestens ein Maximum von allen erreichbaren RR-Lyrae-Sternen anzustreben, das auf etwa ?15 Minuten genau wäre. Konventionell Beobachtende (die jeweils auf einem Stern sitzen bleiben) hätten dann brauchbare Vorhersagen und könnten ± 5 Minuten genaue Maxima erreichen, ohne zuerst die ganze Periode nach dem Maximum durchsuchen zu müssen. JeanFrancois hat eine eigene Homepage eingerichtet, auf der er die Maxima von Tarot auflisten will. Anson-sten ist alles noch in der Diskussion.

Seit kurzem sind auch alle von Rotse-1 gewonnenen Messwerte in einer Datenbank zugänglich: http://skydot.lanl.gov/. Achtung: Rotse verwendet MJD, man muss 0.5 Tage addieren. Da gibt es ebenfalls ein Maximum für jeden RR-Lyrae-Stern. Auch viele neu zu entdeckende Veränderliche. Es wartet Arbeit von mehr als 100 Mannjahren, schätze ich.

Ein anderes Thema sind diese "genmutierten" Sterne, von denen man nicht recht weiß, ob man Minima oder Maxima beobachten und veröffentlichen soll. Ein paar davon wurden im Jahr 2003 im BAV Rundbrief (Nr. 3 ?) beschrieben und hoffentlich definitiv klassiert. Den DE Lac habe ich im Verdacht, dass er lieber als RRC denn als HADS gelten sollte. Ich sehe mich aber nicht in der Lage, etwas zu beweisen. Dann gibt es noch den AC And, den wir mit Werner Braune und Wolfgang Renz per E-mail diskutiert haben. Den müssen wir noch einmal in einem eigenen Artikel abhandeln.

Auch auf der Liste von Frau Maintz hat es noch einige zweifelhafte Fälle. Ich habe mir in meiner Datenbank eine eigene Liste von "mutierten" Sternen angelegt, sie wächst erfreulich (oder erschreckend?) schnell. Ich will jetzt aber nicht weiter darüber schrei-ben. Später einmal...

Alle interessanten Links sind inzwischen auf der BAV - RR-Lyrae-Homepage:


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